Josef Lhevinne

Pianist

1874 - 1944

Er stammte aus russisch-jüdischen Großfamilie aus Orjol und wurde zu einem der bedeutendsten Pianisten des XX. Jahrhunderts: Josef Lhevinne (in der Transliteration aus dem Zyrillischen korrekt: Jossif Arkadewitsch Lewin) studierte am Moskauer Konservatorium bei Wassili Safonow und debütiert mit 14 Jahren mit Beethovens Fünftem Klavierkonzert unter der Leitung von Anton Rubinstein. In seiner Klavierklasse studierten auch Sergej Rachmaninow und Alexander Skrjabin.

Welchen Stellenwert der Pianist Lhevinne in den Augen (und Ohren) seiner Zeitgenossen einnahm, läßt sich auch daraus ermitteln, daß sein Ruhm als einer der Meisterpianisten der sogenannten Goldenen Ära ungebrochen fortdauert, obwohl die gesammelten Aufnahmen, die sich von seinem Spiel erhalten haben, nicht einmal eine Stunde Spieldauer umfassen.

Sie entstanden für Schellack-Platten der Firmen Pathé und Victor. Auf ihnen beruht der Mythos Lhevinne, der dank einer CD-Edition von Marston, die den Platten-Schätzen einige Mitschnitte von Radio-Konzerten Lhevinnes hinzufügen konnte, noch gesteigert wurde. Sie machen eine Wiedergabe von Brahms Klavierquartett in g-Moll und eine beinahe vollständige Aufführung von Tschaikowskys b-Moll-Konzert erstmals für eine breite Öffentlichkeit zugänglich.

Die Karriere Lhevinnes, der ab der Jahrhundertwende auch viel im Westen konzertierte und bald Berlin zu seinem Lebensmittelpunkt wählte, wurde durch den Ausbruch des ersten Welktkrieges jäh unterbrochen. Der Pianist wurde in einer Villa am Wannsee unter Hausarrest gestellt und durfte nicht auftreten. Mit seiner Frau Rosina, selbst eine bedeutende Pianisten, emigrierte Lhevinne schließlich in die USA. Beide unterrichteten an der Juilliard-School. Ihr Lehrbuch Basic Principles in Pianoforte Playin erschien 1924 und gilt bis heute als Standardwerk.
Josef Lhevinne starb 1944 in New York.

↑DA CAPO