Louis Kentner

1905-1987

Kentner stammte aus dem damals noch österreichischen Teil Schlesiens und studierte in Budapest - unter anderem bei Leo Weiner und Zoltán Kodály. Als Teeneger gewann er den Warschauer Chopin-Wettbewerb und den Budapester Franz-Liszt-Wettbewerb. Vor allem mit der Musik Liszts sollten Musikfreunde später dank etlicher Schallplattenproduktionen, denen teils Pionierstatus zukam, seinen Namen untrennbar verbinden. Sein London-Debüt in der Aelian Hall mit einem reinen Liszt-Programm wurde als Sensation gefeiert und sicherte dem Pianisten einen Exklusivkontrakt mit HMV.

Kentner, der Mitte der Dreißigerjahre nach England emigrierte, war verschwägert mit Yehudi Menuhin und in seinen Reifejahren einer der wichtigsten Vorkämpfer für die Musik Béla Bartóks: Dessen zweites Klavierkonzert brachte er zur ungarischen Erstaufführung. Das Dritte spielte er als erster Pianist in Europa, das Konzert für zwei Klaviere brachte Kentnier mit seiner Frau, Ilona Kabos zur europäische Erstaufführung. Yehudi Menuhin, den Kentner auch im Aufnahmestudio oft am Klavier begleitet hat, verpflichtete ihn als Lehrer an seine Musikschule.

Welcher Stellenwert Kentner im Konzert der großen Pianisten des XX. Jahrhunderts zugemessen wird, verrät eine Rezension der Wiederauflage von Kentners Liszt-Aufnahmen im Jahr 2009:
Hut ab vor Bryan Crimp und Malcolm Binns, die diese unvergleichlichen Liszt-Aufnahmen auf CD veröffentlicht haben … man erinnert sich daran, daß Louis Kentner in seiner Blütezeit der stilkundigste, klügste und engagierteste aller Liszt-Pianisten war.
Bryce Morrison, GRAMMOPHONE (X/2009)

↑DA CAPO