Julius Katchen
Bravour mit Tiefgang
1926 - 1969
Julius Katchen war einer der wichtigsten Vertreter der Interpreten-Generation des beginnenden Stereo-Zeitalters. Decca setzte in den Pionierjahren unter der Leitung des legendären Produzenten John Culshaw auf Katchen als Vorzeigekünstler.
Die Zusammenarbeit gipfelte in der Gesamtaufnahme des Klavierwerks von Johannes Brahms, die als maßstabsetzend gilt. Die Mischung aus technischer Bravour, intellektuellem Tiefgang und spürbarem Engagement machte Katchen zum geradezu idealtypischen Brahms-Spieler. Er fand den rechten Ton für grüblerische, in sich gekehrte Momente ebenso wie für den Überschwang, der in mancher Partie von Brahms im Geist des Lehrmeisters Schumann mitzuschwingen scheint.
Apropos: auch Schumanns "Carnaval" fand in Katchen seinen Meister. Das feingliedrige, hintergründige Spiel der Figuren aus Jean Pauls Seelen-Kabinett hat kaum ein Pianist so vielschichtig, dabei formvollendet-in feingedrechselten Miniaturen-zu inszenieren gewusst. Man soll die Bedeutung der Klassiker-Interpretationen Katchens nicht herunterspielen; in der nun erschienenen Box all seiner Decca-Aufnahmen finden sich feine, gar nicht verzärtelte Mozartaufnahmen und ein kraftvoller Beethoven-Zyklus unter der Leitung von Piero Gamba.
Doch sind es die Romantiker-Interpretationen von Katchen, die Geschichte geschrieben haben. Im Verein mit bedeutenden Dirigenten, voran Pierre Monteux, Ernest Ansermet oder Adrian Boult, gelangen dem Künstler denkwürdige, in ihrer Mischung aus klarer Beherrschtheit der Pianistik und Sentiment idiomatisch ideale Darstellungen der Konzerte von Schumann, Grieg oder der hinreißend-komödiantischen Kinderlied-Variationen Ernst von Dohnányis.
Wo es ins 20. Jahrhundert ging, war Katchen, nota bene an der Seite von István Kertész, grandioser Sachwalter eines Maurice Ravel oder Béla Bartók.
Bravourakte. Eine himmelstürmendere Aufnahme von Ravels höllisch schwerem Konzert für die linke Hand ist kaum denkbar, was auch mit Katchens Sinn für das hier subtil verfremdete Jazz-Idiom zu tun hat. Schließlich zählen auch seine Gershwin-Aufnahmen zu den Klassikern. Ganz zu schweigen von den Bravourakten der,,Bilder einer Ausstellung''von Mussorgski oder gar Mili Balakirews,,Islamey''-Fantasie, mit der sich Katchen in den Olymp der Pianistik gespielt hat.
Auf 35 CDs hat Decca Katchens Erbe neu herausgebracht. Die kammermusikalischen Zusätze zur Brahms-Edition inklusive, deren Vollendung der frühe Krebs-Tod des Pianisten verhindert hat.
Die Zusammenarbeit gipfelte in der Gesamtaufnahme des Klavierwerks von Johannes Brahms, die als maßstabsetzend gilt. Die Mischung aus technischer Bravour, intellektuellem Tiefgang und spürbarem Engagement machte Katchen zum geradezu idealtypischen Brahms-Spieler. Er fand den rechten Ton für grüblerische, in sich gekehrte Momente ebenso wie für den Überschwang, der in mancher Partie von Brahms im Geist des Lehrmeisters Schumann mitzuschwingen scheint.
Apropos: auch Schumanns "Carnaval" fand in Katchen seinen Meister. Das feingliedrige, hintergründige Spiel der Figuren aus Jean Pauls Seelen-Kabinett hat kaum ein Pianist so vielschichtig, dabei formvollendet-in feingedrechselten Miniaturen-zu inszenieren gewusst. Man soll die Bedeutung der Klassiker-Interpretationen Katchens nicht herunterspielen; in der nun erschienenen Box all seiner Decca-Aufnahmen finden sich feine, gar nicht verzärtelte Mozartaufnahmen und ein kraftvoller Beethoven-Zyklus unter der Leitung von Piero Gamba.
Doch sind es die Romantiker-Interpretationen von Katchen, die Geschichte geschrieben haben. Im Verein mit bedeutenden Dirigenten, voran Pierre Monteux, Ernest Ansermet oder Adrian Boult, gelangen dem Künstler denkwürdige, in ihrer Mischung aus klarer Beherrschtheit der Pianistik und Sentiment idiomatisch ideale Darstellungen der Konzerte von Schumann, Grieg oder der hinreißend-komödiantischen Kinderlied-Variationen Ernst von Dohnányis.
Wo es ins 20. Jahrhundert ging, war Katchen, nota bene an der Seite von István Kertész, grandioser Sachwalter eines Maurice Ravel oder Béla Bartók.
Bravourakte. Eine himmelstürmendere Aufnahme von Ravels höllisch schwerem Konzert für die linke Hand ist kaum denkbar, was auch mit Katchens Sinn für das hier subtil verfremdete Jazz-Idiom zu tun hat. Schließlich zählen auch seine Gershwin-Aufnahmen zu den Klassikern. Ganz zu schweigen von den Bravourakten der,,Bilder einer Ausstellung''von Mussorgski oder gar Mili Balakirews,,Islamey''-Fantasie, mit der sich Katchen in den Olymp der Pianistik gespielt hat.
Auf 35 CDs hat Decca Katchens Erbe neu herausgebracht. Die kammermusikalischen Zusätze zur Brahms-Edition inklusive, deren Vollendung der frühe Krebs-Tod des Pianisten verhindert hat.