Wilhelm Backhaus

1884 - 1969

Der gebürtige Leipziger Pianist hat seinen letzten Schliff nach Studien in seiner Heimatstadt noch beim Liszt-Schüler Eugen d'Albert erhalten. Musikfreunde, die sich das großen deutschen Pianisten erinnerten, hatten ihn als imponierende Gestalt eines alten Mannes vor sich, der als bedeutender Intepret der Werke Beethovens und Brahms' ein letzter Siegelbewahrer der deutschen Romantik genannt werden durfte.
Doch war Backhaus in jungen Jahren - er konzertierte seit 1900 und gewann 1905 den Rubinstein-Preis - ein brillanter Techniker.

Pioniertaten im Studio

Seine Aufnahme der Chopin-Etüden (es war die erste Gesamtaufnahme des Zyklus, die je gewagt wurde!) setzt Musikfreunde, die dergleichen Repertoire von Backhaus ebensowenig erwarten wie solch luzide, hoch virtuose Spieltechnik, heute noch in Erstaunen. Sie entstand 1927 und war eine Pioniertat der Schellack-Ära ebenso wie die Einspielung des Grieg-Klavierkonzerts von 1910, die erste ungekürzte Gesamtaufnahme, die je von einem Werk für Klavier und Orchester gemacht wurde.

Tatsächlich gelten aber die beiden Gesamtaufnahmen der Beethoven-Klaviersonaten für Decca - dem späteren Zyklus fehlt nur die Hammerklavier-Sonate - bis heute als maßstabsetzend: analytisch klar, technisch unfehlbar und unaufdringlich, aber zwingend, weil nicht oktroyiert, sondern aus dem Notentext entwickelt in Atmosphäre, Stimmung, Poesie.

Ähnlich, weil diesbezüglich in voller Harmonie mit den Dirigenten Clemens Krauss und Karl Böhm gelangen die Mono-Aufnahmen der Beethoven-Klavierkonzerte, denen zur Vollständigkeit allerdings das C-Dur-Konzert fehlt, das Backhaus öffentlich kaum je gespielt hat, aber in die Stereo-Gesamtaufnahme unter Schmidt-Isserstadt natürlich aufgenommen hat.
In jede gute Plattensammlung gehört jedenfalls auch die Aufnahme von Brahms' B-Dur-Konzert mit den Wiener Philharmonikern unter Karl Böhm; und das nicht nur, weil Backhaus Brahms noch persönlich kennenlernen durfte...

↑DA CAPO