Edith Peinemann
geb. 1937
Sie war das Geigerwunder
der deutschen Nachkriegsgeneration. Isaac Stern zeigte der jungen Dame
zwar die kalte Schulter, weil er nach 1933 nie wieder
etwas mit Deutschland zu tun haben wollte. Aber Yehudi Menuhin oder David
Oistrach gaben sich ebenso begeistert wie der emigrierte Geigenlehrer-Papst Max Rostal, der sich ihrer annahm wie der Dirigent George Szell, der ihr sogar zu
einer Guarneri del Gesu verhalf . . .
Von der Kunst Edith Peinemanns waren lange Zeit nicht viele Aufnahmen greifbar. Erst 2019 gab das Archiv des SWR historische Aufnahmen frei, die sogar den Teenager Peinemann wieder hören lassen!
Das
Dvorak-Konzert war so etwas wie die Visitenkarte der Peinemann. Sie hat es bei
vielen Gelegenheiten aufgeführt.
Und schon 1958, also fast ein Jahrzehnt vor
der berühmten Studioproduktion für DGG unter Peter Maag, mit dem Stuttgarter Rundfunkorchester unter
Hans Müller-Kray aufgenommen; etwas entspannter musiziert als unter Maag. Dank SWR ist auch die frühere Aufnahme nun greifbar - während die DGG-Scheibe, gut erhalten, im originalen Vinyl unter Sammlern Apothekerpreise erzielt . . .
Aufhorchen läßt in der 5-CD-Box unter anderem die Aufnahme des selten gespielten Violinkonzerts von Hans Pfitzner unter Hans Rosbaud, der dem Orchester Zügel anlegt, was der ausschweifenden Phantastik dieser Partitur gut tut.
Dazu der
klare, immer bombensicher intonierende Ton Peinemanns, die freilich auch
weiche, erzählmächtige melodische Bögen zu spannen weiß - und wir hören die
Ehrenrettung eines sträflich unterschätzten, originellen Beitrags zum Thema
Violinkonzert aus dem XX. Jahrhundert!Fulminant -- ebenfalls von Rosbaud dirigiert -- auch die Darstellung von Bartóks Zweitem Konzert.
Die
Mixtur aus Transparenz und Expressivität, die diese Musik braucht, scheint hier
perfekt ausbalanciert. Es gibt nicht viele ebenbürtige Vergleichseinspielungen
dieses heiklen Werks der gemäßigten Moderne.
↑DA CAPO