Arthur GRUMIAUX
1921 - 1986
Von den Aufnahmen dieses Geigers mit Orchester bleiben jene der Mozart-Konzerte unter Colin Davis die schönsten und bemerkenswertesten. Anders als viele Kollegen seiner und der älteren Generation brachte Arthur Grumiaux hier eine kammermusikalische Qualität ins Spiel, die später klugen Mozart-Anwälten - allen voran etwa Itzhak Perlman - zum Vorbild dienen konnte.
Dem Musikanten Arthur Grumiaux ist es im Verein mit dem wunderbaren - und absolut gleichgesinnten - Pianisten Walter Klien gelungen, die Violinsonaten Mozarts ins Geiger-Repertoire hereinzuholen. Was den älteren Kollegen als undankbar und wenig geeignet schien, violinistische Exzellenz zu dokumentieren, »enttarnte« er als große Musik. Die bei Philips erschienene Kassette war Grumiaux' zweite Gesamteinspielung. Die erste war eine Pioniertat an der Seite der langjährigen, kongenialen Duopartnerin Clara Haskil, mit der der Geiger auch den anderen klassischen Sonatenzyklus aufgenommen hat.
Die Aufnahme der Beethoven-Sonaten mit Clara Haskil galt vielen Kennern trotz - anders als bei Mozart - scharfer Konkurrenz als eine der geschlossensten, reichsten Darstellungen dieses Werkzyklus.
Daran, daß die Karriere des Belgiers als Nachfolger der virtuosen Schule eines Ysaye begonnen hatte, erinnerte später wenig. Doch ein Stück wie Paganinis erst spät entdecktes Viertes Violinkonzert fand in Grumiaux, der es erstaufgeführt und die erste Schallplattenaufnahme davon gemacht hat, einen gewitzten Anwalt. Die hexenmeisterischen Kapriolen, die vom Solisten gefordert sind, bewältigte er sicher, geradezu dezent; doch wußte er mit kluger Übersicht und geschmackvoller Phrasierung sicherzustellen, daß es sich hier ja doch um wertvolle Musik handelt, nicht um eine violinistische Zirkusnummer in drei unterschiedlich rasch zu absolvierenden Saltos. Eher schon erinnert Grumiaux' gesangvolle Linienführung immer wieder daran, daß Paganini hier eine Art Belcanto-Stück für Geiger geschaffen hatte.