Ivry GITLIS
*1922
Gitlis wurde auch für seine Aufnahmen klassischer und romantischer Literatur, allen voran Paganini, gerühmt. Doch liegt seine unleugbare Stärke bei der Vermittlung Neuer Musik. Seine in Wien Mitte der fünfziger Jahre mit dem Pro Arte Orchester entstandenen Einspielungen von Alban Bergs Violinkonzert und dem Kammerkonzert waren Pioniertaten, die dank Gitlis' Treffsicherheit und seines mit unfehlbarem Geschmack (mehr oder weniger oder fast gar nicht, je nachdem) genutzen Vibratos dieser damals noch vielerorts als vollkommene Kakophonie behandelte Musik Gerechtigkeit widerfahren ließen. (Vox)
Eine Doppel-CD dokumentiert die Aufnahmen, die der Geiger für den Südwestfunk von den frühen sechziger bis in die achtziger Jahre gemacht hat, der Repertoire-Bogen reicht von Paganini bis Haubenstock-Ramati. Wobei sich Gitlis' Einsatz für die Neue Musik nicht nur auf die »fortschrittliche« Avantgarde beschränkte. Enthalten auf dieser Edition auch die großen Violinkonzerte von Paul Hindemith (1939) und - vor allem - von Béla Bartók (Nr. 2), dessen beide Konzerte zu den wichtigsten Repertoire-Stücken dieses Interpreten zählten.
Bei internationalen Meisterkursen arbeitete Gitlis mit Freude bis in seine späten Jahre mit jungen Talenten. Eine → Videodokumentation zeigt ihn unter anderem als jungen Solisten in einem kurzen historischen TV-Mitschnitt und bei der Arbeit an einer Brahms-Sonate.