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Gioconda de Vito

1907 - 1994



Zu den herausragenden Dokumenten von Gioconda de Vitos Kunst gehören die ungemein harmonischen Duoaufnahmen, die sie mit Yehudi Menuhin gemacht hat.

Ganz außerordentlich ist der Livemitschnitt einer Aufführung des Mendelssohn-Konzerts unter Furtwängler, aufgezeichnet von der RAI Turin, Anfang der Fünfzigerjahre. Er war lange Zeit nur in einer völlig unbrauchbaren Kopie greifbar, erschien aber zuletzt in technisch erträglicher Version. Da hört man das beredte, ungemein differenzierte Spiel de Vitos, deren Sinn für lyrische Melodik legendär war - und zwar, wie hier gut zu studieren ist, weil sie nicht einfach besinnungslos Legatobögen über lange Strecken wölbte, sondern innerhalb der melodischen Entwicklungen dynamisch und agogisch, vor allem aber rhythmisch fein differenzierte. Zu jeder Gesangsmelodie gehört ja auch ein (imaginärer) Text, der ihr Bedeutung verleiht. Das wird in de Vitos eloauentem Spiel immer hörbar, auch dort, wo - wie hier im langsamen Satz - wirklich weit ausgreifende, über viele Takte nahtlos gespannte Atemzüge gefragt sind. Bei de Vito lebt jeder Ton, wobei sie Vibrato und Portamento höchst geschmackvoll einsetzt.








↑DA CAPO