Marcello VIOTTI
... nach seinem erfolgreichem Wien-Debüt
11. September 1992
Von der Aufnahme durch das Wiener Opernpublikum ist Marcello Viotti begeistert: "Am Schluß hatte ich etliche Bravo-Rufe. Das hätte ich nicht erwartet." Auch das Orchester der Staatsoper schien, was noch viel wichtiger ist, mit dem Debütanten zufrieden. Er hatte angesichts eines probenlosen Liebestranks gediegene Kapellmeisterqualitäten zur Schau gestellt, wie sie selten geworden sind. Viotti, ein Mann, der sein Handwerk offenkundig versteht, leitet heute, Freitag, Giordanos André Chenier mit Katia Ricciarelli, Giuseppe Giacomini und Renato Bruson. Eine längerfristige Bindung ans Haus am Ring hat begonnen.
Im Gespräch schwärmt der gebürtige Piemonteser enthusiasmiert von der Arbeitsatmosphäre mit dem philharmonischen Orchester. Solche Klangkultur - und solch stupende Reaktionsfähigkeit - müssen man anderswo in der Welt suchen. Und wird sie schwerlich finden, meint der Enddreißiger. Viotti bekleidete während der letzten Jahre einige Generalmusikdirektoren-Posten, die ihm ermöglicht haben, sich eine beachtliches Repertoirekenntnis zu erarbeiten. Vor allem in der Oper, der er sich seit Beginn seiner Dirigentenlaufbahn verschrieben hat.
Angeregt zuerst durch Wolfgang Sawallisch, dessen Professionalität er heute noch die größte Hochachtung zollt, später durch Giuseppe Patané, den er assistierend begleiten durfte. Auch der war ein perfekter Maestro, der es, wie Viotti amüsiert berichtet, "haßte zu probieren." Für den jungen Mann an seiner Seite war das die ideale Chance: "Ich durfte Proben an seiner Stelle abhalten. Da lernt man allerhand..."
Turin, Luzern und Bremen waren bis dato die wichtigsten Stationen des "Generalmusikdirektors Viotti". In der Hansestadt absolviert er gerade seine letzte Spielzeit. Dort war es ihm - "als Chef darf ich mir ja alles aussuchen" möglich, auch Werke seines Lieblingskomponisten Richard Strauss zu dirigieren, die man ihm anderswo bisher nicht angeboten hat: "Einem, der wie ich Marcello heißt, den läßt man an Strauss nicht ran." Auch in Wien sind in den kommenden Monaten und Jahren vor allem Donizetti, Giordano und Puccini vorgesehen. Vielleicht kommt, wenn ihm der Erfolg treu bleibt, noch anderes hinzu.
Begonnen hat Viottis Dirigentenlaufbahn ungewöhnlich: "Ich war eigentlich Sänger. Bariton. Als solcher habe ich auch mein einziges Diplom. Sawallisch, der mich fasziniert hat, habe ich einmal gefragt: Wie wird man eigentlich Dirigent? Und er hat gemeint: Gründen Sie sich Ihr eigenes Orchester. Dann werden sie sofort sehen, ob sie einer sind oder nicht."
Gesagt, getan: "Ich habe ein Blasorchester gegründet und das ganze Repertoire von Mozart bis Richard Strauss mit diesem Orchester durchgearbeitet." 1982 gewann er den Dirigenten-Wettbewerb von San Remo. "Dann ging alles von selber," meint Viotto. Er war offenkundig ein Dirigent, wenn ihm das auch nicht an der Wiege gesungen wurde: "Mein Vater war Schmied. Eine alte Schmiedefamilie. Eigentlich sollte ich seine Arbeit übernehmen. Übrigens auch der Komponist Viotti, mit dem ich weitschichtig verwandt bin. Dessen Vater war auch Schmied!" Seltsame Parallelen.
Mit dem Vater war Marcello Viotti als Kind nach Lausanne übersiedelt, wo er zur Schule ging. Im Chor vom Radio de la Suisse Romande sang er als Student mit. Aus dieser Zeit datiert seine künstlerische Beziehung zu Sawallisch, mit dem Viotti "alles gesungen hat, was in diesem Repertoire nur irgendwie möglich ist."
Seit einiger Zeit ist Viotti zum international gesuchten Dirigenten avanciert. "Die Berliner Philharmoniker und alle wichtigen deutschen Orchester habe ich schon geleitet. 1993 debütiere ich an der Scala. Mit Beatrice di Tenda, die abwechselnd von Lucia Aliberti und Cecilia Gasdia gesungen wird." Im kommenden Jahr tritt er auch sein Amt als ständiger Gastdirigent an der Deutschen Oper Berlin an, wo er für das gesamte italienische Repertoire verantwortlich sein wird und pro Spielzeit eine Premiere leiten soll.
Die Plattenfirmen haben ihn ebenfalls bereits entdeckt. Jüngst schloß er eine Aufnahme von Puccinis "Mädchen aus dem Golenden Westen" mit Gwyneth Jones ab. Und die Ersteinspielung von Franchettis Columbus-Oper mit Renato Bruson erzielte zum "Amerika"-Jahr etliche Schallplattenpreise und hymnische Rezensionen.
"Und, was das wichtigste ist," kommt es ganz unvermittelt: "Ich habe drei Kinder, eine zauberhafte Familie", die er keinesfalls zu vernachlässigen gedenkt. Die beachtliche, rasche Karriere hat ihm offenkundig nichts von seiner sympathischen Herzlichkeit geraubt.
Im Gespräch schwärmt der gebürtige Piemonteser enthusiasmiert von der Arbeitsatmosphäre mit dem philharmonischen Orchester. Solche Klangkultur - und solch stupende Reaktionsfähigkeit - müssen man anderswo in der Welt suchen. Und wird sie schwerlich finden, meint der Enddreißiger. Viotti bekleidete während der letzten Jahre einige Generalmusikdirektoren-Posten, die ihm ermöglicht haben, sich eine beachtliches Repertoirekenntnis zu erarbeiten. Vor allem in der Oper, der er sich seit Beginn seiner Dirigentenlaufbahn verschrieben hat.
Angeregt zuerst durch Wolfgang Sawallisch, dessen Professionalität er heute noch die größte Hochachtung zollt, später durch Giuseppe Patané, den er assistierend begleiten durfte. Auch der war ein perfekter Maestro, der es, wie Viotti amüsiert berichtet, "haßte zu probieren." Für den jungen Mann an seiner Seite war das die ideale Chance: "Ich durfte Proben an seiner Stelle abhalten. Da lernt man allerhand..."
Turin, Luzern und Bremen waren bis dato die wichtigsten Stationen des "Generalmusikdirektors Viotti". In der Hansestadt absolviert er gerade seine letzte Spielzeit. Dort war es ihm - "als Chef darf ich mir ja alles aussuchen" möglich, auch Werke seines Lieblingskomponisten Richard Strauss zu dirigieren, die man ihm anderswo bisher nicht angeboten hat: "Einem, der wie ich Marcello heißt, den läßt man an Strauss nicht ran." Auch in Wien sind in den kommenden Monaten und Jahren vor allem Donizetti, Giordano und Puccini vorgesehen. Vielleicht kommt, wenn ihm der Erfolg treu bleibt, noch anderes hinzu.
Begonnen hat Viottis Dirigentenlaufbahn ungewöhnlich: "Ich war eigentlich Sänger. Bariton. Als solcher habe ich auch mein einziges Diplom. Sawallisch, der mich fasziniert hat, habe ich einmal gefragt: Wie wird man eigentlich Dirigent? Und er hat gemeint: Gründen Sie sich Ihr eigenes Orchester. Dann werden sie sofort sehen, ob sie einer sind oder nicht."
Gesagt, getan: "Ich habe ein Blasorchester gegründet und das ganze Repertoire von Mozart bis Richard Strauss mit diesem Orchester durchgearbeitet." 1982 gewann er den Dirigenten-Wettbewerb von San Remo. "Dann ging alles von selber," meint Viotto. Er war offenkundig ein Dirigent, wenn ihm das auch nicht an der Wiege gesungen wurde: "Mein Vater war Schmied. Eine alte Schmiedefamilie. Eigentlich sollte ich seine Arbeit übernehmen. Übrigens auch der Komponist Viotti, mit dem ich weitschichtig verwandt bin. Dessen Vater war auch Schmied!" Seltsame Parallelen.
Mit dem Vater war Marcello Viotti als Kind nach Lausanne übersiedelt, wo er zur Schule ging. Im Chor vom Radio de la Suisse Romande sang er als Student mit. Aus dieser Zeit datiert seine künstlerische Beziehung zu Sawallisch, mit dem Viotti "alles gesungen hat, was in diesem Repertoire nur irgendwie möglich ist."
Seit einiger Zeit ist Viotti zum international gesuchten Dirigenten avanciert. "Die Berliner Philharmoniker und alle wichtigen deutschen Orchester habe ich schon geleitet. 1993 debütiere ich an der Scala. Mit Beatrice di Tenda, die abwechselnd von Lucia Aliberti und Cecilia Gasdia gesungen wird." Im kommenden Jahr tritt er auch sein Amt als ständiger Gastdirigent an der Deutschen Oper Berlin an, wo er für das gesamte italienische Repertoire verantwortlich sein wird und pro Spielzeit eine Premiere leiten soll.
Die Plattenfirmen haben ihn ebenfalls bereits entdeckt. Jüngst schloß er eine Aufnahme von Puccinis "Mädchen aus dem Golenden Westen" mit Gwyneth Jones ab. Und die Ersteinspielung von Franchettis Columbus-Oper mit Renato Bruson erzielte zum "Amerika"-Jahr etliche Schallplattenpreise und hymnische Rezensionen.
"Und, was das wichtigste ist," kommt es ganz unvermittelt: "Ich habe drei Kinder, eine zauberhafte Familie", die er keinesfalls zu vernachlässigen gedenkt. Die beachtliche, rasche Karriere hat ihm offenkundig nichts von seiner sympathischen Herzlichkeit geraubt.