Georg Tintner

1917 - 1999

Tintner kam 1917 in Wien zur Welt und wirkte als Sängerknabe bereits am Musikleben der Zwischenkriegszeit mit. Operndirektor Franz Schalk war damals auch Chef der Hofmusikkapelle und damit auch der Sängerknaben. Er war Schüler jenes Meisters, der in Tintners Leben eine entscheidende Rolle spielen sollte: Anton Bruckner. Die drei Messen Bruckners sang Tintner als Knabensopran etliche Male unter Schalks Leitung. Ab 1930 studierte Tintner Komposition an der Wiener Akademie bei Joseph Marx, aber 1936 auch Dirigieren bei Felix Weingartner. Er war 19 Jahre als, als man ihm einen Assistentenposten an der Wiener Volksoper anbot. Im Gefolge der Machtübernahme der Nationalsozialisten mußte er emigrieren. IN Neuseeland gründete er in der Folge die »Auckland String Players« und die »Auckland Choral Society«.

Die Musik Anton Bruckners lernte das neuseeländischen Publikum erst durch Tintner kennen. Die akustische Reise begann mit der Vierten Symphonie und der f-Moll-Messe.

1954 übernahm Tintner die Leitung der Australian National Opera, 1964 wurde er zum Musikdirektor der New Zealand Opera ernannt. 1967 übersiedelte er als Musikdirektor nach Kapstadt, konnte sich aber mit dem Apartheid-Regime nicht anfreunden und zog 1968 nach England, wo er zwei Jahre lang eher erfolglos in der Sadler's Wells Opera dirigierte, ehe er nach Australien zurückgig. Er begann aber noch im Jahr seiner Rückübersiedlung Verhandlungen mit dem National Youth Orchestra of Canada, dem seine letzte Lebensphase gelten sollte.

Aufnahmen

Für Naxos hat Tintner in späten Jahren etliche Werke der Wiener Klassiker, von Schubert, Brahms, Mahler, Strauss oder Pfitzner eingespielt, vor allem aber einen viel beachteten Bruckner-Zyklus, der manche Symphonien in zuvor nie für CD eingespielten Fassungen enthielt und vor allem auch die frühen Symphonien in f-Moll und d-Moll (die sogenannten »Nullte«) enthielt, aber auch die Urfassungen des Adagios aus der Dritten und des Finales der Vierten Symphonie, unter dem Titel Volksfest.

Naxos machte auch Aufnahmen von Tintners → eigenen Werken, darunter eine Klaviersonate des 15-jährigen Schülers, die von erstaunlicher Formbeherrschung kündet, und eine Violinsonate, die 1944 im Exil entstand und dem Dichter und Übersetzer Karl Wolfskehl gewidmet ist, der ebenfalls nach Neuseeland emigriert war.

↑DA CAPO