Fabien Sevitzky

1891 - 1967

Der Name dieses Dirigenten erinnert nicht nur an den bedeutenden Kollegen Sergej Kussewitsky: Fabien Sevitzky ist auch mit ihm verwandt. Kusswitsky war sein Onkel. Beide wirkten um die Mitte des XX. Jahrhunderts in den USA. Sevitzky gründete nach seiner Emigration aus Rußland in Philadelphia ein Kammerorchester und war danach viele Jahre lang Chefdirigent des Orchesters von Indianapolis. Wie sein Onkel war er ein Pionier der Tonaufnahme. In der Schellackära machte er einige Aufnahmen von Werken jenseits des Repertoire-Mainstreams und bereicherte damit früh die internationale Diskographie vor allem im Bereich der Musik seiner russischen Heimat. So entstanden in Indianapolis Erstaufnahmen der jeweils Ersten Symphonien von Tschaikowsky und Kallinikow, der Tschaikowsky-Variationen von Anton Arensky oder Alexander Glasunows Suite Aus dem Mittelalter. Nicht selten blieben Sevitzkys Aufnahme solcher Raritäten die besten im Katalog. Sie sind seit Mitte der Zehnerjahre dank der Initiative des Labels »Pristine« in exzellenten Digitalisierungen wieder greifbar. Sevitzky war offenbar ein sehr guter Dirigent, der freilich stets im Schatten seines allzu charismatischen Onkels stand. Doch gaben sich Publikum und Kritik von seinen Auftritten stets begeistert. Über sein Wiener Debüt im Jänner 1932 schrieb das »Neue Wiener Journal«
Neue Dirigenten, die kommen und siegen, sind selten geworden. Fabian Sevitzky ... gehört zu diesen seltenen Erscheinungen.
Aähnlich hatten die Kritiker-Töne anläßlich seines Debüts am Pult der Berliner Philharmoniker wenige Tage zuvor geklungen:
Er ist nicht nur ein energischer, zielbewußter Dirigent, der weiß, was er will und die Partituren bis ins kleinste Detail beherrscht, sondern er weiß auch einem ihm fremden Orchester seinen Willen aufzuprägen und seiner Stabführung unbedingte Autorität, ja Souveränität zu verleihen. Das Orchester musizierte hervorragend unter seiner Leitung. Sein Über-der-Sache-Stehen, sein Sinn für Farbe und Klang brachten von so schwierigen Werken wie Blochs ... Concerto grosso..., Debussys beiden Nocturnes »Nuages« und »Fetes« und Strawinskys »Feuervogel«-Suite Aufführungen von einer Klarheit und Plastik zuwege, die schlechthin imponierend wirkten.
Auch bei seinen europäischen Gastspielen pflegte Sevitzky stets ein breites, vor allem die zeitgenössische Musik fokussierendes Repertoire.



DA CAPO



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