Hans Rosbaud
1895 - 1962
Maestro mit Herz für die Avantgarde
Hans Rosbaud stammte aus Graz und übernahm in den späten Zwanzigerjahren die Leitung des Symphonieorchesters von Radio Frankfurt, das er zu einem führenden Ensemble für zeitgenössische Musik formte. Unter Rosbauds Leitung erarbeiteten sich die Musiker die Partituren der führenden Zeitgenossen jener Ära, allen voran von Bartók und Hindemith, aber auch etwa die erste Aufführung von Arnold Schönbergs Variationen op. 31 nach der Uraufführung durch Wilhelm Furtwängler und die Berliner Philharmoniker, die allgemein als wenig geglückt galt. Furtwängler hatte den richtigen Zugang zu Schönbergs Zwöflton-Welt nicht finden können. Rosbaud konnte sich diese Sprache rasch aneignen und ließ das Werk vollkommen natürlich klingen - also jene logische Fortsetzung der musikhistorischen Entwicklung, aus der Spätromantik kommend, neue Räume erschließend; ganz wie Schönberg sich's gedacht hatte.
Rosbaud fand, wie Pierre Boulez das einmal ausgedrückt hat, ein
Boulez wußte, wovon er redete. Er hatte Rosbaud viel zu verdanken und schätzte die Probenarbeit dieses Dirigenten, die ihm
Nicht nur an modernen Partituren arbeitete dieser Künstler, der im Laufe seiner Karriere auch Chef des Tonhalle Orchesters Zürich und des Südwestfunk-Sinfonieorchesters wurde, ehrgeizig. Auch das klassisch-romantische Repertoire hatte an ihm einen vortrefflichen Anwalt. Wenn auch, zugegeben, nicht alle Mitschnitte aus seiner Zeit als Chefdirigent des Südwestfunks von gleicher Qualität sind. Doch etliche Tondokumente lassen Rosbauds Können im rechten Licht erscheinen.
So gehören seine Einspielungen von Haydns Symphonien Nr. 92 (»Oxford«) und 104 mit den Berliner Philharmonikern zu den geistreichsten Klassiker-Aufnahmen im Katalog, nicht nur ausgeklügelt ausbalanciert und auf alle raffinierten kontrapunktischen Effekte ausghört, sondern auch mit Witz musiziert - eine rare Mixtur...
Mit ebendieser analytischen Schärfe, geboren aus musikantischem Geist, näherte sich Rosbaud auch den Aufgaben der sogenannten Neuen Musik. Anton von Weberns Stücke für Orchester op. 6 sind nie konzentrierter, transparenter, dabei aber ungemein ausddrucksstark auf Schallplatte gebannt worden; und Strawinskys Agon klingt bei Rosbaud ganz und gar nicht spröd und methematisch, sondern wie ein schlanker, drahtig durchtrainierter Bruder des frühen Petruschka, ohne dessen melancholisch-tragische Grundierung. Auch diesen Petruschka hat Rosbaud aufgenommen, in all seiner rhythmischen Finesse, aber beide Ballette klingen unter seiner Leitung durchaus wie lebendige Theatermusik, nicht wie ein akustisch-mathematisches Experiment...
Rosbaud fand, wie Pierre Boulez das einmal ausgedrückt hat, ein
flexibles Gleichgewicht zwischen dem Gesicherten und dem Unwahrscheinlichen.Höchst unterschiedliche Meister der Avantgarde schätzen Rosbauds Können. Er hob Werke wie Anaklasis von rkzysztof Penderecki ebenso aus der Taufe wie die Chronochromie von Olivier Messiaen oder Metastasis von Iannis Xenakis.
Boulez wußte, wovon er redete. Er hatte Rosbaud viel zu verdanken und schätzte die Probenarbeit dieses Dirigenten, die ihm
im Laufe der Arbeit eine außerordentlich enge professionelle Annäherung an die Partitur eintrugen.Für die Einstudierung von Boulez' Marteau sans maitre hatte sich Rosbaud 1955 die enorme Anzahl von 44 Proben ausbedungen.
Nicht nur an modernen Partituren arbeitete dieser Künstler, der im Laufe seiner Karriere auch Chef des Tonhalle Orchesters Zürich und des Südwestfunk-Sinfonieorchesters wurde, ehrgeizig. Auch das klassisch-romantische Repertoire hatte an ihm einen vortrefflichen Anwalt. Wenn auch, zugegeben, nicht alle Mitschnitte aus seiner Zeit als Chefdirigent des Südwestfunks von gleicher Qualität sind. Doch etliche Tondokumente lassen Rosbauds Können im rechten Licht erscheinen.
So gehören seine Einspielungen von Haydns Symphonien Nr. 92 (»Oxford«) und 104 mit den Berliner Philharmonikern zu den geistreichsten Klassiker-Aufnahmen im Katalog, nicht nur ausgeklügelt ausbalanciert und auf alle raffinierten kontrapunktischen Effekte ausghört, sondern auch mit Witz musiziert - eine rare Mixtur...
Mit ebendieser analytischen Schärfe, geboren aus musikantischem Geist, näherte sich Rosbaud auch den Aufgaben der sogenannten Neuen Musik. Anton von Weberns Stücke für Orchester op. 6 sind nie konzentrierter, transparenter, dabei aber ungemein ausddrucksstark auf Schallplatte gebannt worden; und Strawinskys Agon klingt bei Rosbaud ganz und gar nicht spröd und methematisch, sondern wie ein schlanker, drahtig durchtrainierter Bruder des frühen Petruschka, ohne dessen melancholisch-tragische Grundierung. Auch diesen Petruschka hat Rosbaud aufgenommen, in all seiner rhythmischen Finesse, aber beide Ballette klingen unter seiner Leitung durchaus wie lebendige Theatermusik, nicht wie ein akustisch-mathematisches Experiment...