Demnächst »Maestro Nr. 1«

Unter den jungen Dirigenten ist Kirill Petrenko ein sicherer Tipp. In Wien ausgebildet, wird der Vielumworbene 2013 Münchner Generalmusikdirektor.

Jänner 2011
Welchen Namen muss man sich merken? Wer sind die führenden Köpfe der Zukunft?
In Sachen klassischer Musik scheint ein Tipp sicher: Kirill Petrenko ist jetzt bereits einer der bedeutendsten Dirigenten der jüngeren Generation und wird allseits bereits als Superstar gehandelt.


Hoch dekoriert wurde er von den deutschen Musikkritikern, die ihn wiederholt zum »Dirigenten des Jahres« wählten. Umschwärmt wird der 38-jährige Künstler von sämtlichen bedeutenden Orchestern und Operndirektoren der Welt.

Er macht sich rar, fast wie Kleiber. Von den Berliner Philharmonikern bis zum Chicago Symphony Orchestra, von der New Yorker Met bis zur Covent Garden Opera macht man ihm mehr oder weniger weitreichende Angebote, bittet ihn jedenfalls immer wieder ans Dirigentenpult. Ködern lässt sich Petrenko jedoch nur selten. Engagements nimmt er beinah so selten an wie einst Carlos Kleiber, mit dem man ihn wiederholt verglichen hat.

GMD in München

Wirklich ins Netz gegangen ist er dem Münchener Intendanten Klaus Bachler, der es geschafft hat, Kirill Petrenko als Generalmusikdirektor ans Nationaltheater zu binden.

Jubiläums-»Ring« in Bayreuth

Nicht genug damit: Wenn der Maestro diese Stelle im Herbst 2013 antritt, hat er vermutlich bereits auch sein Debüt bei den Bayreuther Festspielen hinter sich, ist er doch der Wunschkandidat der Wagner-Schwestern für den Wagner-Jubiläums-»Ring«, der anlässlich des 200. Geburtstags des Komponisten herauskommen wird.

Dass Petrenko diesen Ring einstudieren wird, steht mittlerweile offenbar außer Zweifel, nur weiß man noch nicht, wer der Regisseur sein wird. Wer Petrenko kennt, weiß, dass er sich diesbezüglich auf Halbheiten nicht einlassen wird. Eher sagt er ab, als dass er künstlerische Kompromisse eingeht. Das haben Intendanten in Europa und den USA mittlerweile erfahren müssen.

Pioniertat in Meiningen

Wenn er auftritt, garantiert Petrenko jedenfalls Hochspannung. Das war so, als er in Meinigen als blutjunger Generalmusikdirektor den »Ring« an vier aufeinanderfolgenden Tagen leitete - Intendantin Christine Mielitz inszenierte damals in Bühnenbildern des Wiener Bildhauers Alfred Hrdlicka.

Das war auch so in seiner kurzen Zeit als Chefdirigent der Berliner Komischen Oper, wo Publikum und Rezensenten über jede Produktion ins Schwärmen gerieten und nach dem "Rosenkavalier" auch die Berliner Philharmoniker mit Konzertdaten lockten.

Der Mann, der 2013 zu einer Art bayerischem Hofkapellmeister avanciert, hat sich seine ersten Sporen übrigens in Österreich verdient. Geboren wurde Petrenko als Sohn eines Geigers in Omsk, wo er auch als Pianist debütierte. Doch als Teenager übersiedelte der Künstler mit seiner Familie nach Vorarlberg. In Feldkirch schloss Petrenko seine Klavierausbildung ab, in Wien studierte er an der Musikuniversität Dirigieren - und wurde unmittelbar nach seinem Abschlusskonzert im Wiener Musikverein von einem Agenten unter Vertrag genommen.

Aufregende Debüts in aller Welt. Die Debüts an den Opernhäusern von Wien (Volksoper, Staatsoper und Theater an der Wien), London, Paris, New York, Barcelona, München, Frankfurt und Dresden verliefen jeweils prächtig. Und bald schon zeichnete sich ab, dass mit dem jungen Interpreten keine billigen Repertoire-Erfolge zu erringen waren: Petrenko ging immer aufs Ganze. Wenn die Probebedingungen nicht stimmten, sagte er gar nicht zu - insofern stimmt der Vergleich mit Kleiber.

Dass er Orchester charismatisch zu Höchstleistungen anspornen kann, behaupten nicht nur die Zuhörer, sondern auch die Musiker. Auf diese Weise wurde er bereits zum Star, der sich bitten lassen kann. Demnächst dirigiert er »Fidelio« in London, »Tosca« in Frankfurt und »Tristan« in Lyon.



↑DA CAPO