Charles Munch

1891 - 1968

Charles Munch (oder: Münch) stammte aus dem Elsaß und studiert zunächst einmal Geige, um eine Karriere als Orchestermusiker zu machen. Er hatte seine Ausbildung bei Carl Flesch in Berlin vervollkommnet und fungierte ab 1926 als Konzertmeister des Leipziger Gewandhausorchesters. Dort erlebte er die Ära des Chefdirigenten Bruno Walter, ehe 1932 seine eigene Dirigierkarriere begann. Ermöglicht hatte ihm das Debüt am Pult des Orchesters des Konzertveranstalters Straram die Hochzeit mit der Enkelin eines der wohlhabenden Gründer des Nestlé-Lebensmittlelkonzerns.

Während seiner folgenden Kappellmeisterstudien in Paris freundete sich Munch unter anderem mit Alfred Cortot an, der ihn zum Chedirigenten des von ihm gegründeten Orchestre de la Socieété Philharmonique machte.

Munch blieb zwar während der deutschen Besatzung in Paris und arbeitete weiter - doch unterhielt er gute Kontakte zur Résistance, was ihm nach 1945 viele Probleme ersparte.

Er wurde zu einem der führenden französischen Maestri und kümmerte sich mit Nachdruck um die französische Musik, vor allem jene seiner Zeitgenossen: Auch in seiner Arbeit mit dem Orchestre Lamoureux setzte er konsequent Novitäten von Rousssell, Milhaud oder Honegger auf seine Programme. Nach wiederholten Gastspielen in den USA wurde Munch 1949 Chefdirigent des Boston Symphony Orchestra, mit dem er legendäre Aufnahmen machte, die sich immer durch Brio und Eleganz auszeichnen. Nicht nur das französische Repertoire war bei ihm in besten Händen. Munch hatte auch ein Faible für die deutsche Romantik und eine gute Hand für die Stimmungswelten Mendelssohns und Schumanns. Die Bostoner Aufnahmen für die RCA-Serie »Living Stereo« gehören überdies zu den bestklingenden Schallplatten aus der Frühzeit der Stereophonie.

Diesbezüglich hatte Munch übrigens auch bei seinen europäischen Studio-Projekten Glück: Die »Phase-4-Aufnahmen«, die er bei Decca herausbrachte sind audophile Kostbarkeiten, weil Munch es verstand, die Möglichkeiten der Aufnahmetechnik in entsprechend sinnliche Klangerlebnisse umzumünzen.

Manche Werke von Zeitgenossen, allen voran Albert Rousssel (die Symphonien III und IV) sowie Henri Dutilleux (Metaboles und Symphonie »Les Doubles«) fanden in Munch ihren Pionier - und damit gleichzeitig die bis heute besten Schallplatten-Aufnahmen. Die rätselhaft-abgeklärte Stimmung von Honeggers Vierter Symphonie, »Deliciae Basiliensis«, die gemeinhin als höchst unattraktiv gilt, traf er in magisch-fesselnder Weise.



DA CAPO