Selmar Meyrowitz
1875 - 1941
Einer der führenden Berliner Dirigenten in der Ära Erich Kleibers und Otto Klemperers. Er starb im Pariser Exil.
Radierung von Michel Fingesten (1922)
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Meyrowitz nach Paris. Unter anderem dirigierte er in seiner Wahlheimatstadt im Jahr 1937 die erste französische Einstudierung von Brecht/Weills Dreigroschenoper.
Meyrowitz hat in seinen Berliner Jahren etliche Schellack-Aufnahmen von Ouvertüren und kürzeren symphonischen Werken gemacht. Eine Pioniertat war die erste Einspielung von Franz Liszts Faust-Symphonie, die in ihrer stürmischen Lesart ihrem Alter zum Trotz eine der besten geblieben ist und auf dem Label Pristine, liebevoll restauriert, wieder greifbar ist. Für die auch in ruhigen Passagen dieser Musik geforderte sanfte Ekstase hatte dieser Dirigent offenbar eine besonders sichere Hand.
Meyrowitz war einer jener Dirigenten, die am legendären, von Willem Mengelberg arrangierten ersten Gustav-Mahler-Festival von 1920 mitwirkten. Hörenswert sind auch seine Aufnahmen von Franz Schuberts Unvollendeter und drei Werken von Franz Liszt für Klavier und Orchester mit Edward Kilenyi: Ungarische Fantasie, Totentanz und das Orchesterarrangement von Schuberts Wanderer-Fantasie.