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ALceo Galliera

1910 - 1996

Sammler sind mit dem Namen vertraut: Galliera war einer der Dirigenten der Diva Maria Callas, er begleitete im Londoner Aufnahmestudio Pianisten wie Dinu Lipatti, Arturo Benedetti-Michelangeli oder Claudio Arrau. Und er entpuppt sich von Aufnahme zu Aufnahme als sensibler Partner, auch in Instrumentalkonzerten als gestalter »gesungener« Phrasen - mit Mut zur freien, fließenden Tempo-Gestaltung (man höre in der legendären Aufnahme des Grieg-Konzert mit Lipatti den Eintritt des lyrischen Seitenthemas!).

Galliera war ausgebildeter Komponist (ein Ballett wurde sogar an der Mailänder Scala uraufgeführt) und ein Kapellmeister vom alten Schlag. Die Qualitäten als dirigentischer »Begleiter« waren seit jeher unbestritten.

Zu den großen Leistungen gehören etwa Aufnahmen wie jene des Tschaikowsky-Violinkonzerts mit Michael Rabin, Brahms' Doppelkonzert mit David Oistrach und Pierre Fournier (die Platte enthielt auch eine explosive Wiedergabe der Tragischen Ouvertüre) Wiedergaben des Grieg-Konzerts - neben dem erwähnten Klassiker mit Lipatti unbedingt hörenswert ein → Livemitschnitt mit Benedetti-Michelangeli aus Mailand. Nicht zu unterschätzen die Aufnahme der fünf Beethoven-Konzerte mit CLaudio Arrau und dem Philharmonia Orchestra von 1958, deren Orchesterpart Galliera mit Klangsinn, Geschmeidigkeit und mit Feuer modelliert - man höre die fein differenzierte,
ohne Hast energetisch vorwärtsdrängende orchestrale Einleitung von Nr. 1.

Kenner schätzen etwa Gallieras Aufnahme von Beethovens Siebenter Symphonie als eine der lebendigsten der Aufnahmegeschichte - »singend« und agil in allen Stimmen, rhythmisch ganz aus jenem Geist geboren, der Wagner von einer Apotheose des Tanzes sprechen ließ. Das ist einer jener Geheimtipps, für den Musikfreunde auf die Suche in Antiquariaten gehen müssen. Es lohnt sich!

Zu Gallerias allzeit gültigen Leistungen gehört jedenfalls die eloquente Wiedergabe von Rossinis Barbier von Sevilla mit Maria Callas und Tito Gobbi, immer wieder aufgelegt und in ihrer Vitalität und hintergründigen Komödiantik bei gleichzeitiger instrumentaler wie vokaler Feinarbeit nie wieder erreicht.



↑DA CAPO