André Cluytens

1905 - 1967

Cluytens stammte aus Antwerpen und wurde in seiner Heimatstadt ausgebildet. Auch seinen ersten Kapellmeisterposten trat er in Antwerpen an. Sein Repertoire reichte bereits damals von Massenets Manon bis Richard Strauss' Salome und Jaromir Weinbergers Schwanda, der Dudelsackpfeifer.
Dieserart bestens auf einen Musiktheater-Betrieb vorbereitet wechselte Cluytens ans Theatre du Capitole, Toulouse und an die Oper von Lyon.
Daß er während der deutschen Besetzung Frankreichs die französische Staatsbürgerschaft angenommen und dirigiert hat, bescherte ihm 1945 ein Auftrittsverbot, das aber bald widerrufen wurde.

Paris: Im Streit mit Charles Münch

Ab 1947 war Paris seine Stadt. Schon 1942 hatte er sein Debüt am Pult des Conservatoire Orchesters absolviert, mit größtem Erfolg beim Publikum - und bei den Musikern, was den Chefdirigenten, Charles Münch, gegen Cluytens aufbrachte. Dennoch wurde Cluytens 1949 nach einem klaren Votum der Musiker Münchs Nachfolger und leitete das Orchester bis 1960.
Er war auch der Dirigent jenes legendären Konzerts am 19. Jänner 1947, bei dem Alfred Cortot erstmals seit Kiregsende wieder in Paris auftreten sollte, um das Schumann-Konzert zu spielen. Die Orchestermusiker verließen beim Erscheinen des Pianisten den Saal. Sie protestierten damit gegen einen Künstler, der als Parteigänger der Nationalsozialisten galt...

Als Operndirigent wechselte Cluytens von der Opéra Comique bald an die Opéra de Paris im Palais Garnier.

Bayreuth - Berlin

Von 1955 an war Cluytens etliche Spielzeiten lang bei den Bayreuther Festspielen zu Gast.
Die → Mitschnitte von den Wagner-Festspielen stehen bei Musikfreunden ebenso hoch im Kurs wie Cluytens feine Aufnahmen der Beethoven-Symphonien mit den Berliner Philharmonikern, deren Gangart wenig vom frankophonen Hintergrund des Dirigenten spüren läßt, sondern - trotz deutlich schlankerer, sehr bläserfreundlicher Attitüde - klanglich viel eher an die deutsche Spieltradition anzuknüpfen scheint.
Schon ab den Vierzigerjahren hatte Cluytens ein breites Repertoire für Schallplatten aufgenommen, das nebst viel Französischem - darunter exquisite Ravel-Klavierkonzerte mit Samson François - auch lebendig artikulierte, doch satt klingende Haydn-Symphonien (»Paukenschlag« und Nr. 104) einschloß.

↑DA CAPO