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Sir Thomas Beecham

1879 - 1961

Vorwiegend autodidaktisch ausgebildet, debütierte Thomas Beecham nach Assistenten-Diensten beim Hallé Orchestra in Manchester 1906 am Pult eines eigens für ihn zusammengestellten Orchesters in London.
In der Folge widmete er sich vor allem der Oper und brachte etliche Premieren - darunter viele englische Erstaufführungen heraus. Mozart, Verdi, Wagner (jeweils dem Brauch der Zeit entsprechend in englischer Sprache gesungen), aber auch die damals neue Opern von Richard Strauss standen im Zentrum.

Beecham-Anekdoten

Beecham pflegte auswendig zu dirigieren - eine beliebte Anekdote meint, er habe beim nach dem Betreten des Orchestergraben von Covent Garden den Konzertmeister beim Händelschütteln gefragt, was denn heute auf dem Programm stehe.

Das ist eine von vielen Anekdoten um diesen durch und durch englischen Gentleman, der angeblich auch eines frühsommerlich warmen Tages auf dem Piccadilly Circus ein Taxi angehalten haben soll, seinen Mantel auf dem Rücksitz platzierte, die Tür wieder schloß und seelenruhig weiter spazierte, nachdem er dem Fahrer beschieden hatte: »Folgen Sie mir!«

Chauvinistische Züge

Doch Sir Thomas konnte auch gefährliche Saiten aufziehen. Als Rafael Kubelik zum Chefdirigenten von Covent Garden ernannt wurde, nahm er sich kein Blatt vor den Mund und denunzierte den »Ausländer« als unerwünschten Eindringling ins englische Musikleben. Kubelik gab rasch auf und verließ London wieder.

Beecham nahm im Londoner Musikleben über viele Jahre den führenden Platz ein. War er seit 1928 Chefdirigent von London Symphony gewesen, gründete er nach dem Zweiten Weltkrieg Royal Philharmonic Orchestra, um dieses Orchester ganz nach seinen Vorstellungen zu formen.
Seine Repertoire-Vorlieben waren aus zentraleuropäischer Sicht alles andere als orthodox. Vieles, was im deutschen Sprachraum zum Kanon gehört, fand er langweilig. Einmal soll er gemeint haben er würde alle sechs Brandenburgischen Konzerte Bachs gern für eine Melodie von Massenet eintauschen.
Das Schallplatten-Erbe dieses eigensinnig-profunden Interpreten ist von gediegenster Qualität. Gehört haben muß man Einspielungen wie jenes des Brahms-Violinkonzerts mit Isaac Stern in seiner elektrisierenden rhytmischen Feinnervigkeit, die durch und durch »sonnige« Wiedergabe von Brahms' Zweiter Symphonie.
An Opern(-Fragmenten)
das fabelhafte Finale von Ariadne auf Naxos von Richard Strauss mit Maria Cebotari oder die von vielen Kennern als einzig seligmachende Gesamtaufnahme von Bizets Carmen mit Victoria de Los Angeles und Nicolai Gedda.

↑DA CAPO