Pierre Fournier

1906 - 1986

Der Bruder des Geigers Jean Fournier hatte als Pianist begonnen, doch zwang ihn eine Kinderlähmung umzusatteln: Pierre Fournier wurde Cellist - und einer der größten seines Jahrhunderts.

Als Student des Pariser Konservatoriums, das leuchtende Vorbild Casals vor Augen, ergreift er buchstäblich jede Gelegenheit, öffentlich aufzutreten, spielt in Kinosälen oder in Parks, spielt Unterhaltungsmusik mit einem Ensemble, dessen Schlagzeuger niemand Geringerer als der Komponist Arthur Honegger ist!
»Schlagzeug-Kollege« Honegger wird 1939 der erste Komponist sein, der Fournier ein Werk zueignet. Kollegen wie Schoeck, Martinon, Martinu, Martin, Poulenc und Roussel folgen.

Einige Zeit musiziert Fournier in einem Streichquartett, um 1928 eine brillante Solokarriere zu starten. Bald spielt er mit den größten Pianisten und Dirigenten seiner Zeit. Das Idol Casals steht beim Debüt in Barcelona am Dirigentenpult. 1934 übernimmt Fournier Casals' Position in der legendären Trioformation mit Jacques Thibaud und Alfred Cortot. Kammermusik macht er später mit Wilhelm Kempff und Henryk Szeryng - so entstehen exzellente Duo- und Trio-Aufnahmen (DG).

Ein markanter Punkt in Fourniers Karriere ist auch die Aufführung des Dvorak-Cellokonzert unter der Leitung von Rafael Kubelik anläßlich des ersten Prager Frühlings, 1947, kurz vor der endgültigen kommunistischen Machtübernahme. Eine Aufnahme des Werks unter Kubeliks Leitung entsteht einige Monate später in London. In München kommen die beiden Künstler dann wieder zusammen, um das Konzert mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu musizieren. Auch davon ist eine Aufnahme erhalten.

Leopold Stokowski steht am Pult,als Fournier mit dem Schumann-Konzert 1949 sein Debüt in der New Yorker Carnegie Hall feiert.

Fourniers Aufnahmetätigkeit begann bereits in den Dreißigerjahren. Exklusiv war er Mitte der Fünfzigerjahre bei Decca, später bei Deutsche Grammophon unter Kontrakt, für die er etwa die Beethoven-Sonaten zweimal aufgenommen hat, einmal mit Friedrich Gulda, ein weiteres Mal mit seinem langjährigen Duo-Partner Wilhelm Kempff - zwei Gesamtaufnahmen, die für Sammler unentbehrlich sind: Fourniers edler, nobler Ton harmoniert mit dem so unterschiedlichen Beethoven-Spiel der beiden Pianisten gleichermaßen.

Von den Brahms-Sonaten gibt es ähnlich unterschiedliche, gleichwertige Einspielungen mit Wilhelm Backhaus und Rudolf Fikusny.


↑DA CAPO