Pau (Pablo) CASALS

1876 - 1973

Er war der herausragende Cellist des XX. Jahrhunderts, geboren in Katalonien, ausgebildet bei José García in Barcelona und als talentiertester Musiker seiner Generation von Isaac Albeniz an Königin María Cristina empfohlen, die ihm ermöglichte, am Konservatoriums in Madrid zu studieren. Dort absolvierte Casals die Kammermusikklasse von Jesús Monasterio. Privat erhielt er auch Kompositions-Stunden.

Als sein Erweckungs-Erlebnis hat Casals später immer wieder bezeichnet, daß er in einer Musikalienhandlung als 13jähriger eine Ausgabe der sechs Cello-Suiten von Johann Sebastian Bach entdeckte, eine Werkreihe, die damals im öffentlichen Musikleben kaum beachtet wurde, die er später jedoch kräftig popularisieren sollte.

Daß man ihm trotz eines königlichen Stipendiums in Brüssel als zu alt für sein Studium ablehnte, bedeutete für Casals einen Rückschlag.
Ab 1895 war er drei Spielzeiten lang Cellist bei den Folies Marigny Paris. 1896 entdeckte ihn jedoch der Komponist Camille Saint-Saens und bat ihn, sein Cellokonzert aufzuführen. Die Aufführung war die Initialzündung zur unvergleichlichen Solo-Karriere.

Legendäre Kammermusik

Casals erhielt bald einen Lehrstuhl am Konservatorium Barcelona.
Im Konzertleben trat er auch immer wieder als Kammermusiker in Erscheinung, zunächst als Mitglied eines Streichquartetts, das er mit dem belgischen Geiger Mathieu Crickboom gründete, als Duopartner des bedeutenden Panisten Harold Bauer und ab 1905 in einer legendären Trio-Formation mit Jacques Thibaud und Alfred Cortot.
1919 gründete Casals sein eigenes Orquesta Pau Casals in Barcelona.
Nach dem Ende des spanischen Bürgerkrieges lebte der entschiedene Antifaschist in Prades (Pyrenées-Orientales), ehe er für einige Zeit nach Puerto Rico ging. Dort etablierte er ein reichhaltiges Klassik-Leben, gründete die Festspiele von San Juan (1957), ein Symphonieorchester (1959) und das Konservatorium (1960).

Das Festival in Prades

Ein eigenes Casals-Festival fand seit 1950 alljährlich in Prades statt. Casals, längst eine lebende Legende, konnte von Anfang an berühmte Kollegen wie David Oistrach, Yehudi Menuhin, Rudolf Serkin, Wilhelm Kempff oder Mieczysław Horszowski als Kammermusik-Partner gewinnen.
Zeitlebens hat Casals auch unterrichtet. Selbst hat er Tag für Tag geübt. Noch im Alter von über 90 ließ er von dieser Gewohnheit nicht ab. Auf die Frage, wozu das gut sein sollte, meinte der stets zu einer Pointe bereite Künstler:

Ich habe den Eindruck, ich mache Fortschritte!

Beim von Rudolf Serkin gegründeten Kammermusikfestival von Marlboro hat Casals wiederholt auch dirigiert.
Sein Abschiedskonzert gab Casals 1967 bei den Musikfestspielen San Salvador. Doch erschein er anläßlich eines zu seinen Ehren veranstalteten Konzerte mit 100 Cellisten in New York 1970 noch einmal auf dem Podium, um seine selbstkomponierte Hymne für die Vereinten Nationen zu dirigieren. Auf einem Festakt anläßlich der Verleihung der Friedensmedaille sprach Casals, der sein Leben lang darauf bestand Pau und nicht Pablo genannt zu werden, bewußt Englisch und Katalan. Im Spanien Francos versuchte man seine Erfolge und Ehrungen so weit wie möglich zu verschweigen.

Bachs Cellosuiten hat Casals wieder dem Konzertgebrauch zugeführt



Beim Casals-Festival in Prades trafen einander Größen wie Yehudi Menuhin, Wilhelm Kempff, Rudolf Serkin und viele andere. Die Livemitschnitte gehören in die Sammlung jedes Kammermusik-Freundes.

Livemitschnitte vom
Festival in Prades


↑DA CAPO