Freud und Leid einer Opernheldin
Im Gespräch. »Wenn das Orchester zu spielen beginnt, klingt alles ganz natürlich«. Zum Auftakt eines Richard-Strauss-Schwerpunkts der Staatsoper.
Werke von Richard Strauss stehen im Zentrum des Wiener Staatsopern-Spielplans im März. Mit "Elektra" ist (ab 24. März) das Gipfelwerk jener Schaffensperiode zu erleben, in der der Komponist seinen Zeitgenossen als Rädelsführer der musikalischen Moderne galt. "Arabella" (ab 18. März) darf als Musterbeispiel für den "abgeklärten" Strauss mit einem Hang zum Walzerton der (nicht mit ihm verwandten) Wiener Strauße gelten.
Den Anfang im Wiener Strauss-Reigen macht aber "Ariadne auf Naxos", ein Stück am künstlerischen Scheideweg. Ob "modern" oder "retrospektiv": Allen Strauss-Opern ist eine ganz spezifische Klangsprach...
In Wien zur Primadonna geworden
Im Gespräch. Melba Ramos, Volksopern-Diva aus Puerto Rico, ist mit von der Partie in Direktor Robert Meyers erster Operninszenierung - und erzählt über die Lust am Singen.
An der Volksoper hat sie die meisten ihrer großen Partien gesungen, von der Traviata bis zur Madame Butterfly. Und doch ist Melba Ramos keine typische Volksopern-Primadonna, denn eine Sparte bleibt in ihrem Repertoire beinah völlig ausgespart: "Operetten habe ich mit Ausnahme des ,Zigeunerbarons' bisher kaum gesungen, aber ich freue mich, dass ich demnächst als Rosalinde in der ,Fledermaus' debütieren darf."
Die Operette war freilich nicht der Grund, warum es sie an die Donau verschlagen hat: "Nach Wien gekommen bin ich Mozarts wegen. Ich habe in Salzburg in Christine Mielitz' Inszenieru...
Den »Figaro« muss man kennen!
Jean-Louis Martinoty, dessen Mozart-Inszenierung heute an der Staatsoper Premiere hat, hält nichts von oberflächlichen optischen Reizen. So hat er schon Karajan beeindruckt.
Zu Wiener "Figaro"-Produktionen unterhält Regisseur Jean-Louis Martinoty eine lang dauernde Beziehung. Wenn heute, Mittwoch, seine Premiere in der Staatsoper stattfindet, dann ist es beinahe 40 Jahre her, dass er unter den Geburtshelfern der Vorgänger-Inszenierung war.
Und das kam so: Als Assistent Jean-Pierre Ponnelles war er hinter den Kulissen dabei, als Anfang der Siebzigerjahre Herbert von Karajans Salzburger Festspielproduktion erarbeitet wurde. Das war genau jene Inszenierung, die im Mai 1977 im Rahmen der Rückkehr des Dirigenten an die Wiener Staatsoper verpflanzt wurde - und die ...
Traum-Sopran mit Herz und Hirn
Große Bühnen-Gestalterin und sensible Lied-Interpretin: Christiane Karg im Gespräch nach ihrem Erfolg an der Wien, vor ihrem Recital im Musikverein.
Das ist meine erste Phase ohne Oper seit Langem", sagt Christiane Karg, wenige Tage nach ihrem letzten Auftritt in der Rameau-Produktion "Castor und Pollux" an der Wien - und kurz vor ihrem Liederabend im Brahmssaal des Musikvereins. Am Mozarteum bei Heiner Hopfner und Wolfgang Holzmair ausgebildet, stand die bayerische Sängerin im Mozart-Jubiläumsjahr 2006 blutjung bereits in mehreren Produktionen auf der Salzburger Festspiel-Bühne. In Glucks "Orpheus" unter Muti war sie im Vorjahr der Amor, heuer kehrt sie als Zerlina im "Don Giovanni" zurück, ist also bereits Fixstarterin im Festspiel-Sommer.
Oper, wie sie Ludwig XIV. liebte
Theater an der Wien. Christophe Rousset präsentiert "Castor und Pollux" von Rameau und eine Rarität von Lully, die er dank eines Antiquariats-Fundes renovieren konnte.
Nein, Noten waren immer da", sagt Christophe Rousset, "aber ich hatte das Glück, in einem Pariser Antiquariat ein Exemplar des Erstdrucks zu finden, den der Komponist selbst überwacht hat". Das gab den Anstoß: Jean Baptiste Lullys "Bellerophon", eine Lieblingsoper von Ludwig XIV., erklang vor wenigen Wochen erstmals wieder live - und zwar dort, wo das Stück seinerzeit zur Freude des Sonnenkönigs musiziert wurde, in Versailles.
"Bellerophon" war eines der Prestigeprojekte im Zuge der Wiedereröffnungs-Aktivitäten des frisch renovierten Schlosstheaters. Wobei Christophe Roussets "Talens Lyriqu...
Man singe die »Winterreise«
Im Gespräch. Adrian Eröd erzählt über seine Ausflüge ins Tenor-Fach und warum er als Opernliebling gern auch der kleinen Form huldigt.
Ja, den Loge behalte ich im Repertoire", sagt Adrian Eröd, der Wiener Bariton, der mit der Interpretation von Wagners sinistrem Feuergott in der Premiere von "Rheingold" endgültig zum Publikumsliebling avancierte. Der Loge ist eine Tenorpartie. Und mancher Kommentator hat dem Sänger sein nahes Ende vorausgesagt, wenn er seine Stimme auf Dauer einer solchen Belastung aussetzen wollte.
Und doch: "Der Loge liegt nicht hoch", sagt Eröd, der keine wie immer geartete Lust verspürt, das Fach zu wechseln. "Ich bleibe ganz sicher Bariton", meint er, "aber ich war immer ein hoher Bariton. Und vor allem: Die paar exponierten Töne im ,Rhei...
Wie man ein "lustiges Weib" wird
Im Gespräch. Jennifer O'Loughlin, Sopran-Star im Volksoper-Ensemble, über sportliche Bühnenerfahrungen, hohe Töne und die klassische Bettlektüre einer Sängerin.
Es war ein gutes Training", sagt Jennifer O'Loughlin, die an ihren ersten Auftritt in der Wiener Volksoper zuallererst sportliche Erinnerungen hat. "Ich war ab 1. September engagiert, meine erste Partie war die Valencienne in der "Lustigen Witwe - und ich musste als Allererstes den Cancan lernen."
Vor den stimmlichen Anforderungen großer Rollen hatte die Amerikanerin nie Angst. Dabei gehörten auch Marie in Lortzings "Zar und Zimmermann" und Mozarts "Figaro"-Susanna zu ihren Antritts-Rollen, allerhöchste Aufgaben im lyrischen Fach. Als Susanna war O'Loughlin 2007 schon bei den Salzburger Festspiele...
»Burli, du bist es worden!«
Die Festvorstellung zum 50. Bühnenjubiläum von Heinz Holecek musste verschoben werden, weil er sich die Hand gebrochen hat. Doch mit der »Presse am Sonntag« sprach der Publikumsliebling über Debüts, zu enge Kostüme und das Parodieren von Marcel Reich-Ranicki.
Der ORF-Programmchef hat gebrüllt, er würde sich nicht hinters Licht führen lassen. Das sei natürlich Marcel Reich-Ranicki selbst gewesen. Niemals könnte ein Imitator ihn so nachmachen. Das war unser größter Triumph", resümiert Heinz Holecek. Seine täuschende Ranicki-Imitation wurde mit Champagner begossen. Als Imitator mit großer Lust an der perfekten Maske hat der Künstler die Herzen der Fernsehzuschauer gewonnen.
Bis heute basiert Holeceks Popularität auf Sendungen wie "Mit fremden Federn". Sein singul...
100 Tage und 99,8 Prozent Haus-Auslastung!
Im Gespräch. Staatsoperndirektor Dominique Meyer kommentiert den Start in seine Amtszeit, die Neugier des Wiener Publikums, die Zusammenarbeit mit den Philharmonikern und das Engagements des Generalmusikdirektors.
Die Auslastung beträgt 99,8 Prozent, nur zwei Vorstellungen waren bisher nicht ausverkauft." Dominique Meyer, Wiens neuer Staatsoperndirektor, ist berüchtigt dafür, dass er durch nichts aus seiner stoischen Ruhe zu bringen ist. In diesem Satz schwingt dann doch zumindest ein wenig Stolz mit. Ganz kalt lässt den geeichten Kulturmanager der in Zahlen messbare Erfolg seiner Bemühungen doch nicht.
Die Jahre der Vorbereitung waren hart, das gibt er - auch nicht ohne Emotion - gern zu: "Es war die anstrengendste Periode in meinem Leben. Keine...
Ein Glück, dass "Ariadne" gescheitert ist!
Harry Kupfer im Gespräch. Der Regisseur, der nun Richard Strauss im Theater an der Wien inszeniert, über Shakespeare-Nähe bei Hofmannsthal, seine ungebrochene Bühnenleidenschaft und modische Regiewillkür.
Die Presse: "Ariadne auf Naxos" ist vielleicht die rätselhafteste Oper aus der Werkstatt von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss. Ursprünglich sollte die Oper das Nachspiel zu Hofmannsthals Einrichtung des "Bürgers als Edelmann" sein . . .
Harry Kupfer: Das war ein Experiment, das ziemlich schiefgegangen ist. Aber das war ein Glücksfall, dass es schiefgegangen ist! Auf diese Weise sind wir zu diesem Geniesstreich gekommen, der für mich durchaus Shakespear'sche Dimensionen hat: Das Heitere, das Tragische, das Philosophische, Liebe, Tod, Bet...