Saint François d'Assise

Olivier Messiaen

Paris, 1983

Pierre Audis Produktion mit Camilla Tilling und Rodney Gilfry für die Netherlands Opera

(Opus Arte)



PERSONENL'Ange / Der Engel (Sopran) – Saint François / Der heilige Franziskus (Bariton) – Le Lépreux / Der Aussätzige (Tenor) – Frère Léon / Bruder Léon (Bariton) – Frère Massée (Tenor) – Frère Elie (Tenor) – Frère Bernard (Bass) – Frère Sylvestre (Bass) – Frère Rufin (Bass) – Chor der Brüder und der Stimme Christi.

Italien im XIII. Jahrhundert Spieldauer:
1. Akt: 70 min.
2. Akt: 105 min.
3. Akt: ca. 60 min.).


HANDLUNG

1. Akt
Das Kreuz

Im Hintergrund eine Stiege, die in die Höhe führt; ein schwarzes Kreuz hebt sich vom Himmel ab. Franziskus erläutert Bruder Léon: Nur das Erdulden aller Leiden im Gedenken an die Leiden Christi könne vollkommene Freude bereiten.

Die Laudes.

Nach der Messe preist Franziskus Gott und bittet ihn, ihm die Kraft zu geben, einen Aussätzigen ohne Ekel lieben zu können.

Der heilige Franziskus küsst den Aussätzigen.

Im Hospital San Salvatore bei Assisi klagt ein Aussätziger wegen seiner ekelerregenden Krankheit. Obwohl Franziskus ihn auf die Leiden des Erlösers hinweist, will er erst dann Buße tun, wenn er geheilt werden kann.
Die Stimme des Engels ertönt
Aussätziger, dein Herz klagt dich an.
Da bereut der Aussätzige seine Reden. Franziskus erkennt, daß er den Kranken nicht genug geliebt hat und küßt ihn. Da geschieht ein Wunder. Der Kranke bekennt:
Ich bin nicht würdig, geheilt zu sein.


Zweiter Akt.

Der wandernde Engel. Auf dem Monte Alverno.

Der Engel, nur dem Publikum erkennbar,pocht mit dröhnenden Schlägen an die Klosterpforte. Bruder Elie weist ihn ab. Bruder Bernard aber findet weise Anworten auf die Frage des Fremden nach der Vorsehung und sinniert, als die Gestalt verschwindet: »vielleicht war es ein Engel . . .«

Der musizierende Engel.

Franziskus singt seinen Sonnengesang Der Engel verkündigt musizierend, Gott werde sich durch die Musik offenbaren. Die Ekstase, entfachte von der Schönheit der Klänge, führt Franziskus an den Rand seiner Existenz.

Die Vogelpredigt.

Im Garten der Einsiedelei Carceri unterhalten sich Massée und Franziskus mit ihren »Brüdern«, den Vögeln. Franziskus predigt ihnen und segnet sie.

Nach einem mächtigen Vogelkonzert fliegen sie in die vier Himmelsrichtungen davon.

3. Akt

Die Stigmata.

Sterbend, bittet Franziskus in seiner Grotte die Schmerzen und die Liebe von Christi Passion fühlen zu dürfen. Als Symbol seiner Heiligkeit zeichnet ihn Christus (die Stimmen des Chors) mit den fünf Wundmalen seiner Leiden.

Der Tod und das neue Leben

Der Heilige nimmt Abschied vom Leben und den Brüdern, die um ihn versammelt sind.
Der Engel und der Aussätzige geleiten den Heiligen ins Paradies. Zu Glockengeläute erklingt das Resurrexit.

Entstehung

Messiaens gigantisches Opern-Mysterium geht auf eine Idee des Intendanten der Pariser Opéra, Rolf Liebermann zurück. Auf dessen Drängen schuf der Komponist zunächst »Franziskus-Szenen« und kommentierte:
Ich wollte kein Drama schreiben, das von Liebe und Verbrechen handelt, sondern Szenen, die verschiedenen Aspekte der Gnade im Leben des heiligen Franziskus zum Thema haben. Doch ist mein Werk mehr als nur ein symphonisches Stück. Ausstattung, Gestalten, Kostüme: all das ist unentbehrlich.
Als Grundlage wählte Messiaen verschiedene Schriften des Heiligen Franziskus (Laudes, Il cantico di frate Sole) sowie historische Zeugnisse über den Heiligen (Fioretti di San Francesco).
Das Libretto dichtete Messiaen selbst. Die Komposition entstand in vierjähriger Arbeit ab 1975, die Instrumentation von 1979 bis 1983.

Die Uraufführung unter Seiji Ozawas Leitung wurde als internationales Ereignis gefeiert. Die Bühnenbilder orientierten sich nach des Komponisten Wunsch an Werken von Giotto. José van Dam war der Titelheld, Christiane Eda-Pierre sang den Engel.

Salzburger Wagnisse

In der Folge scheuten die Bühnen jedoch den enormen Aufwand des extrem schwierig zu realisierenden Werks, das etwa so lange dauert wie Wagners Parsifal.

Konzertant präsentierten die Salzburger Festspiele einige Szenen im Sommer 1985 mit Dietrich Fischer-Dieskau als Saint François. 1992 kam es dann unter der musikalischen Leitung von Esa-Pekka Salonen in der Regie von Peter Sellars zu einer szenischen Realisierung in der Felsenreitschule mit José van Dam in der Titelpartie.

→ Die Musik mit der visualisierten Partitur auf youtube


↑DA CAPO