Fredegunde
Reinhard Keiser
Barocke Veroperung der unmoralischen Vorgänge am Hof der Merowinger.
Handlung FREMDTEXT
Akt 1
König Chilperich erwartet Prinzessin Galsuinde, seine Braut. Unerwartet erscheint Fredegunda, Chilperichs Geliebte, und macht ihm wegen der bevorstehenden Vermählung bittere Vorwürfe. Chilperich versucht Fredegunda zu beschwichtigen: Er heirate Galsuinde nur aus Gründen der Staatsraison. Doch Fredegunda, die selbst die Königskrone begehrt, gibt sich mit seinen Erklärungen nicht zufrieden. Als Chilperich ihr schließlich willenlos in die Arme sinkt, treten Galsuinde und Chilperichs Bruder Sigibert ein. Galsuinde ringt um Fassung. Sigibert weiß den Moment zu nutzen und gesteht ihr seine Liebe. Er vertraut ihr an, dass, sollte sie sich mit ihm statt mit Chilperich vermählen, er seinem Bruder den Thron streitig machen wolle. Galsuinde zeigt sich über Sigiberts Vorhaben empört. Fredegunda und ihr heimlicher Geliebter Landerich beobachten Bazina und Hermenegild, die sich unbeschwert miteinander vergnügen. Um die Kluft zwischen Chilperich und Galsuinde zu vertiefen, wollen sie die beiden Verliebten gegeneinander ausspielen und schildern die schmachvolle Beleidigung Galsuindes. Hermenegild reagiert erwartungsgemäß. Er schlägt sich auf die Seite seiner Schwester und verstößt Bazina als Tochter des Mannes, der Galsuinde in aller Öffentlichkeit brüskiert hat. Bazina ihrerseits wird von Fredegunda ermahnt, nicht länger an ihrer Liebe zu Hermenegild festzuhalten, da dieser sich nunmehr gegen ihren Vater gestellt und ihre Liebe leichtfertig verschmäht habe. Bazina lässt sich nur zum Schein darauf ein.
Akt 2
Galsuinde ist mit der Situation, in die sie Chilperichs Zurückweisung gebracht hat, überfordert, zumal Sigibert sie weiterhin bedrängt. Gerade als Bazina ihr Hoffnungen macht, Chilperich doch noch für sich gewinnen zu können, betritt Hermenegild wütend die Szene und lässt sich über Chilperichs Verhältnis mit Fredegunda aus. Galsuinde versucht ihren Bruder zu beruhigen und gibt ihm zu verstehen, dass sie nicht mit roher Gewalt sondern mit anderen Mitteln für ihr Recht kämpfen will. Der König hingegen ist Fredegunda mit Haut und Haaren verfallen. Im Liebesrausch meint er Galsuinde und Sigibert beim Austauschen von Zärtlichkeiten zu sehen. Fredegunda bestätigt Chilperichs Verdacht und gibt vor, dass beider Verhältnis schon dem ganzen Hof bekannt sei. Chilperich sinnt auf Rache. Als Galsuinde den König aufsucht, um sich Gehör zu verschaffen, entlädt sich sein ganzer Zorn. Hermenegild eilt Galsuinde zu Hilfe und will Chilperich überwältigen, wird aber von Landerich, der trotz seiner Liaison mit Fredegunda loyal zum König steht, daran gehindert und in ein Bergwerk verschleppt.
Akt 3
Chilperich ruft Fredegunda zur Königin aus. Die Hochzeitszeremonie kann beginnen, da reißt Galsuinde unerwartet die Situation an sich und redet auf Chilperich ein. Der aber zwingt sie in die Rolle einer Magd und befiehlt ihr seine Geliebte zu bedienen. Aufgrund dieser neuerlichen Demütigung Galsuindes verliert Sigibert die Kontrolle und will dem tyrannischen Verhalten seines Bruders ein Ende machen. Abermals verteidigt Landerich den König und nimmt auch Sigibert gefangen. Fredegunda dagegen ist frustriert, dass Chilperich über den Tumult die Unterzeichnung des Hochzeitvertrags vergessen hat. Sie macht ihrem Ärger Luft und liefert sich ein hitziges Wortgefecht mit Galsuinde. Plötzlich erscheint Landerich. Ihren Aufstieg vor Augen will Fredegunda jedoch nichts mehr von ihm wissen. Erst Landerichs ergreifende Darstellung seiner Liebesqualen vermag sie umzustimmen. Als Chilperich überraschend das Zimmer betritt, kann Fredegunda gerade noch verhindern, dass sie und Landerich entdeckt werden.
Akt 4
Galsuinde und Bazina sind auf der Suche nach Sigibert und Hermenegild. Das ersehnte Wiedersehen verläuft allerdings anders als erhofft: Hermenegild bleibt bei seinem Entschluss, die Tochter Chilperichs zu meiden. Galsuinde und Sigibert gestehen einander ihre Liebe, können aber unter den gegebenen Umständen nicht an deren Erfüllung glauben. Währenddessen wartet Fredegunda sehnsüchtig auf Landerich. Statt seiner findet sich Chilperich ein, den Fredegunda fälschlicherweise mit dem Namen ihres Geliebten anspricht. Chilperich ist fassungslos und gerät außer sich. Als Landerich endlich den verabredeten Ort erreicht, berichtet ihm Fredegunda von der fatalen Verwechslung. Sie fordert ihn auf, Chilperich beiseite zu schaffen, bevor dieser ihr Vergehen rächen kann. Fredegunda selbst schwört sich auf den bevorstehenden Kampf ein, muss aber erfahren, dass Landerich entgegen ihrer Abmachung Sigibert zum Thronfolger machen will.
Akt 5
Chilperich hat sich zurückgezogen. Er schlägt die Flucht, die ihm Bazina anrät, aus und will sich in sein Schicksal fügen. Schon stürmen Hermenegild und Sigibert, von Landerich aus dem Gefängnis befreit, in die königlichen Gemächer, um Chilperich zu stürzen. Sie werden von Galsuinde in Schach gehalten, der es schließlich gemeinsam mit Bazina gelingt den Widerstand der Aufständischen zu brechen. Galsuinde nimmt ihren rechtmäßigen Platz an der Seite Chilperichs ein; alle besiegeln den Frieden. Da meldet sich Fredegunda zu Wort und setzt ihren Abgang triumphal in Szene.