Bánk Bán

Ferenc Erkel (Letztfassung 1939)

Eine Nationaloper wie aus dem Bilderbuch: Die Ungarn lehnen sich gegen die deutsche Königin Gertrud auf, die während der Abwesenheit König Endres das Land regiert. Gertruds Bruder Otto überwältigt Melinda, die treue Frau des Bánk Bán mittels eines erotisierenden Tranks und nimmt sie gefangen. Die verzweifelte Wut über das Verbrechen macht den bisher loyalen Bánk zum Feind des Königshauses. Er schließt sich den Rebellen an. Als die Königin versucht, den Überläufer zu töten, stirbt sie selbst im Zweikampf. Bánk wird von Otto und seinen Gefolgsleuten überwältigt.

Inzwischen hat der Bauer Tiborc, der einst Bánk das Leben gerettet hat, Melinda und ihren Sohn in Sicherheit gebracht. Doch Melinda hat über der Vergewaltigung durch Otto ihren Verstand verloren. Sie gibt sich selbst und ihrem Kind im Fluß den Tod. Bánk gesteht vor dem heimgekehrten König Endre den Mord an der Königin. Als der König ihn zum Duell fordert, erscheint Tiborc mit den Leichen Melindas und des Kindes. Mit einem Trauergebet schließt die Oper.


Die Musik

Erkel hat musikalisch leichtes Spiel: Den mit den Mitteln der Opernromantik gezeichneten deutschen Regenten setzt er magyarische musikalische Elemente als Symbol für den Widerstand entgegen. Königin Gertrud und der Titelheld treffen in einer höchst dramatischen Auseinandersetzung aufeinander. Ungewöhnlich ist die Besetzung: Sowohl der finstere Otto also auch Bánk Bán sind Tenöre. Das macht es nicht leicht, adäquate Besetzungen zu finden, einen lyrischeren Interpreten für den Verführer Otto, der alles andere als ein Sympathieträger sein muß; und einen heldischeren für den Bánk Bán. Er und Melinda singen zu den unverwechselbaren Verbunkos-Rhythmen, umflort von Zymbalklängen. Melinda sind auch Soli der Viola d'amore zugeteilt. Für Kontraste ist in der bunten Partitur gesorgt: Mit einem berührenden Wiegenlied singt Melinda ihr Kind sanft in den Todesschlaf.

Der Aufnahmeklassiker bei Hungaroton entstand mit dem ungarischen Universal-Tenor Joszef Simándy (er beherrschte das Repertoire von Puccinis Rodolfo bis Wagner Lohengrin) in der Titelpartie unter der Leitung von János Ferencsik. Zwar kann eine spätere Einspielung unter Tmás Pál mit der stimmgewaltigen Eva Marton in der Partie der Gertrud punkten, aber insgesamt bleibt Ferencsiks kraftvolle Deutung die empfehlenswerteste.

DA CAPO