Volo di notte (Nachtflug)

Luigi Dallapiccola (komponiert 1937)

Der Wiener Verleger Alfred Schlee (Universal Edition) bot 1938 der Oper Braunschweig die Uraufführung von Luigi Dallapiccolas Volo di notte an und stieß zunächst auf Begeisterung. Doch mußte der Auftrag wieder zurückgezogen werden. Das NS-Propagandaministerium hatte entschieden, daß

eine derartige Musik, die zu stark ins Atonale geht, vom deutschen Theaterpublikum abgelehnt würde.

Die Uraufführung fand erst 1940 in Florenz statt.



Die Oper basiert auf dem Roman Vol de nuit von Antoine de Saint-Exupéry, der sich bereit erklärt hatte, das Libretto selbst zu schreiben. Dallapiccola war in jener Phase von Schönbergs Zwölftonmethode beeinflußt, wandte sie aber keineswegs orthodox an. Selbst schreibt er über sein Stück, das durchaus noch von der Ästhetik des faschistischen Maschinen- und Heroenkults beeinflußt ist:

Die Musik des Nachtflugs dürfte demjenigen, der mit Aufmerksamkeit und möglichst ohne zu viele Vorurteile zuhört, nicht allzu schwer erscheinen. Das menschliche Ohr hat in den letzten Dezennien erhebliche Fortschritte gemacht: der Begriff der Dissonanz ist heute nicht mehr so eng begrenzt, wie er das zu Beginn unseres Jahrhunderts war, und ich bin überzeugt, es wird der Augenblick kommen, da die Dissonanz, d. h. die Bewegung (moto) von allen anerkannt und in der Musikkunst, die vor allem die Kunst der Bewegung ist, gerechtfertigt wird.


HANDLUNG

Der Direktor eines südamerikanischen Flughafens hat mit Blick auf seine Gewinnmaximierung keine Scheu, seine Piloten auch nachts und bei miserablen Wetterbedingungen starten und landen zu lassen. Als die Ehefrau eines der Piloten im Verein mit einigen Mitarbeitern des Flughafens versucht, ihn von der Gefährlichkeit seiner Habgier zu überzeugen, weckt nur seinen Widerspruchsgeist.

Über Funk werden wir Zeugen des Absturzes eines Piloten, der in einen Schneesturm geraten ist - während in der Funkzentrale sich Entsetzen breit macht, erlebt der Pilot in Euophorie (und strahlendem H-Dur) seinen Absturz wie einen Flug ins Licht:

Ich sehe die Sterne --- ich muss hinauf ... alles wird Licht.
. Doch der Flughafen-Direktor bleibt hart: Der Nachtkurier nach Europa muß allen Katastrophen zum Trotz fliegen:
Die Maschine nach Euroopa startet in fünf Minuten.
Der Weg ist vorgezeichnet. Es gibt keinen Stillstand.
Hätt' ich auf einen einzigen Start verzichtet, dann wäre die Sache der Nachtflüge verloren gewesen.
Ohne Rücksicht auf die Schwachen, die mich ohnehin morgen verleugnen, führ' ich meine Mannschaft ins Ungewisse, oder vielleicht in den Tod, aber bestimmt in die Zukunft.
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↑DA CAPO