Ercole amante

Francesco Cavalli

Libretto von Francesco Buti nach Ovids Metamorphosen.
Uraufführung: Saison 1662 Paris, Théâtre des Tuileries

Sechs Stunden dauerte die Pariser Erstaufführung von Ercole amante, dem Inbegriff einer barocken Fest-Oper. Damals wurde zwischen den Akten nach französischem Brauch noch Ballette zu Musik von Jean-Baptiste Lully gegeben. Wobei das Pariser Publikum für die Musik des längst eingebürgerten Giovanni Battista Lulli noch viel mehr Sympathie aufbrachte als für die eigentliche Oper, die der Italiener Cavalli für die Hochzeitsfeierlichkeiten von Louis XIV komponiert hatte. (Der Tod von Kardinal Mazarin verhinderte dann die Aufführung zum vorgesehenen Anlaß.)
Die Nachwelt urteilte anders: Cavallis Oper gilt heute als eines der absoluten Meisterwerk der Ära des »Sonnenkönigs«.

Im Prolog des Werks wird auf die bevorstehende Hochzeit des Königs mit Maria Teresa von Spanien verwiesen und der Bezug zur Handlung hergestellt: Auch Herkules ehelicht Hebe - die Inkarnation der Schönheit.
Zunächst gilt es aber allerlei Seelenqualen zu bestehen: Herkules liebt nämlich Iole, diese aber wiederum ist in den Sohn des Herkules, Hyllos, verliebt. Venus gelobt, die Probleme zu lösen, stößt aber auf Widerstand der Göttermutter Juno, die Herkules' längst eingegangene Verbindung mit Deïaneira hüten muß.

Iole ringt mit ihren Gefühlen: Herkules hat einst ihren Vater Eurytos getötet, weil der ihm ihre Hand verweigert hat. Nun wagt sie es nicht, den über von einem Pagen überbrachten Antrag des Herkules zurückzuweisen, mit ihm einen Spaziergang zu unternehmen. Der Page informiert indes auch Deïaneira und ihren Diener Lichas von den Umtrieben des Herkules. Juno »borgt« inzwischen von Pasithea, der Gemahlin des Somnos, »der Schlaf«.

Herkules hat inzwischen Iole auf einer von Venus verzauberten Bettstatt platziert, die das Mädchen verliebt macht. Sie ist nun bereit, Herkules' Antrag anzunehmen. Da kann Juno mithilfe des Somnos Ioles Bann wieder lösen und übergibt ihr eine Waffe, mit der sie Herkules töten soll. Doch Hyllos entreißt ihr den Dolch - in jenem Moment, in dem Merkur seinen schlafenden Vater geweckt hat: Herkules glaubt nun, Hyllos hätte ihn im Auftrag der Deïaneira ums leben bringen sollen. Iole muß ihr Eheversprechen erneuern, um ihn zu besänftigen: Deïaneira wird verstoßen, Hyllos gefangen gesetzt.

Der Page überbringt nun Hyllos einen erklärenden Breif der Iole, kommt auf der Rückreise jedoch in einem Sturm ums Leben. Hyllos stürzt sich ins Meer. Juno kann aber Neptun dafür gewinnen, den Lebensmüden zu retten. Iole bittet den Geist ihres Vaters um Vergebung, daß sie in die Ehe mit seinem Mörder eingewilligt hat. Doch Eutyros schwört Rache. Lichas suggeriert Deïaneira, Herkules würde sich ihr wieder zuwenden, sobald er das Zaubergewand des Kentauren Nessos anlegt.

Doch dieses Gewand verursacht höllische Schmerzen, als Herkules es zu seiner Hochzeitszeremonie mit Iole anzulegen versucht. Er springt verzweifelt ins Feuer und verbrennt. Da erscheint der totgeglaubte Hyllos und darf sich nun mit Iole vermählen. Juno verkündet, Herkules werde im Himmel mit der Schönheit (Bellezza) verheiratet.

Aufnahme

Daß Ercole amante im Zuge der Wiederbesinnung auf dieses Repertoire nicht häufiger aus dem Archiv geholt wurde, hat wohl mit der immensen Besetzung zu tun, die gefordert ist, um die verschiedenen ineinander verschachtelten Handlungen und Intrigen darzustellen.

Es war denn auch die letzte von Cavallis erhaltenen Musiktheaterwerken, die auf Schallplatte verewigt wurde. Doch dann geriet gleich die erste Einspielungen zu einem vollen Erfolg: Michel Corboz erarbeitete mit dem dänischen Baß Ulrik Cold in der Titelpartie eine abwechslungs- und farbenreiche Wiedergabe. (Erato)

Die Niederländische Oper hat eine phantasievolle Produktion von David Alden unter der Leitung von Ivor Bolton mit Luca Pisaroni in der Titelpartie; Veronica Cangemi als Iole und Anna Maria Panzarella Deianeira verfilmt (Opus Arte)



↑ DA CAPO