Edmea

Alfredo Catalani (1886)

Schon 1880 hatte der auch musikalisch germanophile, von Franco Faccios und Arrigo Boitos Wagner-Leidenschaft angefeuerte Catalani in Turin eine Oper herausgebracht, die sich mit einem sehr deutschen Sujet befaßte: Loreley fand zunächst als formal allzu gewagt skeptische Aufnahme, wurde aber später - namentlich in der zweiten, 1890 ebenfalls in Turin uraufgeführten dreiaktigen Fassung ein großer Erfolg. Mit Edmea erblickte sechs Jahre nach Loreley eine zweite - diesmal nur eingebildete - Wassernymphe (diesmal aus der Elbe) das Licht der Bühnenwelt. Catalani, soeben Nachfolger Ponchiellis als Professor am Mailänder Konservatorium geworden, war gegenüber seinen früheren Stücken hier bereits einige Schritte weiter auf seinem Weg der Loslösung von der klassischen italienischen Nummernoper unter dem Einfluß Wagners. Musikhistorisch bedeutsam an de Werk war nicht zuletzt aber die Tatsache, daß anläßlich der Premiere in Turin am Dirigentenpult ein junger Mann sein Debüt gab, der bald international von sich reden machen sollte: der 19jährige Arturo Toscanini. Zu Lebzeiten Catalanis war Edmea sein meistgespieltes Werk, geriet jedoch dann - anders als die benfall von Toscanini uraufgeführte Wally - in Vergessenheit. In Lucca versuchte man es mehr als 100 Jahre nach der Premiere noch einmal mit Edmea - so entstand immerhin eine CD-Produktion, die Anfang der Neunzigerjahre auf dem Label Bongiovanni erschien. Einen weiteren Wiederbelebungsversuch startete 2021 das Wexford Festival.
Der Graf von Leitmeritz (Baß)
Oberto, sein Sohn (Tenor)
Der Baron von Waldeck (Baß)
Ulmo, Vasall des Grafen (Bariton)
Edmea, Adoptivtochter des Grafen (Sopran)
Fritz, ein Komödiant (Tenor)


Erster Akt
Auf der Burg des Grafen von Leitmeritz an der Elbe singen die Frauen an ihren Spinnrädern ein melancholisches Lied. Edmea, einst als Waisenkind von der verstorbenen Gräfin adoptiert, fehlt in der Runde. Sie ist in Oberto verliebt, den Sohn des Grafen, der sich eben anschickt, auf Reisen zu gehen. Edmea ist traurig über seine Abreise, schwört ihm aber ewige Treue.

Es gibt einen Nebenbuhler: Ulmo, der ehrenvoll genug ist, die Abwesenheit Obertos nicht zu seinem Vorteil zu nutzen. Doch der alte Graf, Obertos Zuneigung zu Edmea fühlt, will Ulmo begünstigen und verspricht ihm Edmeas Hand. Das Mädchen zögert, fühlt sich dann aber genötigt, den Ehekontrakt zu unterschreiben. Nicht zuletzt fürchtet sie auch, Standesdünkel würden Oberto jedenfalls von einer Heirat abhalten. Verwirrt eilt sie ans Flußufer. Ulmo folgt ihr.

Zweiter Akt
Edmea kommt nicht wirklich wieder zu sich, wandert von Dorf zu Dorf behauptet, eine Nixe aus der Elbe zu sein. Sie meint, Ulmo, der sie treu begleitet, sei ihr Bruder. Eines Abends sucht das ungewöhnliche Pärchen Unterschlupf in einer Taverne. Für die offenkundig Mittellosen setzt sich der Gaukler Fritz ein, der Gefallen an Edmea gefunden hat. Er und seine Truppe wird in einem Schloß in der Nähe erwartet, um eine Vorstellung geben. Fritz schlägt vor, Edmea möge sich ihnen anschließen.

So erreicht man den Schloßgarten, in dem Oberto, verzweifelt über das Verschwinden seiner Geliebten, einsam umherstreicht. Edmea wurde von den Gauklern als Elb-Nixe verkleidet. Sie erkennt Oberto nicht, fühlt sich aber rätselhaft von ihm angezogen. Der alte Graf aber erschrickt und meint ein Gespenst zu erblicken. Fritz und seine Truppe bemerken das allegemeine Entsetzen. Die Gaukler treten die Flucht an. Da erwacht Oberto aus seiner Schreckstarre und ruft Edmeas Namen. Das Mädchen aber fühlt sich an Ulmo gebunden.

Dritter Akt
Im Schloß berichtet man davon, daß Edmea und Oberto Tag für Tag Blumen zum Grab der vertorbenen Gräfin bringen. Als die beiden einander auf der Jagd begegnen, entspinnt sich ein Liebesduett, in dessen Verlauf Elmea gestehen muß, längst Ulmos Frau geworden zu sein. 0berto ist aufgebracht, umso mehr als Edmea vergessen hat, daß der alte Graf sie einst zu dieser Ehe gedrängt hatte.

Da erscheint Ulmo. Er hat sich selbst schwere Verletzungen zugefügt, um Edmea freizugeben: Bevor er stirbt, bekennt er, die Ehe sei nie vollzogen worden.

Als die Hofgesellschaft erscheint, um zu verkünden, daß der Graf einen Weg gefunden hat, die Heirat zu annullieren, finden sie Edmea und Oberto an Ulmos Leichnam.

Die Oper schließ mit einem weihevollen A-Cappella-Gesang auf Ulmos Opferbereitschaft.



↑DA CAPO