Un re in ascolto
Luciano Berio nach Italo Calvino
Eine azione teatrale nennt Berio sein Werk, das wieder einmal keine durchlaufende Handlung erzählt, sondern die traumhaften Visionen des Königs eines mythischen Reichs - oder doch eines Theaterdirektors? Als »Vorspiel seines Todes« dringen wie im Halbschlaf auf einer imaginären Schauspiel-Probe längst vergangene Lebens- und Theatereindrücke wieder auf ihn ein.
Für den »König« ist das belauschen der Gespräche der reisenden Theatertruppe die einzige Möglichkeit, etwas von seiner Umwelt (der Außenwelt) mitzubekommen.
Die Szenen, die geprobt werden verwandeln sich für den König zu Ereignissen in seinem Königreich. Mit einem Mal ist der der Prospero. Die Welten fließen ineinander. Zuletzt bricht der Herrscher - und damit auch seine Traumwelt - zusammen.
Calvinos Quellen
Italo Calvinos Libretto, basierend auf einer der Kurzgeschichten im Sammelband I cinque sensi amalgamiert Momente aus Shakespeares Sturm und dem Kommentar zu diesem Werk in Wystan H. Audens The Sea and the Mirror: A Commentary on Shakespeare's The Tempest mit Elementen eines Opernlibrettos, das Friedrich Einsiedel 1778 (in der Folge weiter bearbeitete von Friedrich Wilhelm Gotter, 1791) nach Shakespeares Sturm geschrieben hat und das unter dem Titel Die Geisterinsel 1798 mit Musik von Friedrich Fleischmann herauskam.
Ein Bezug zu Mozart?
Eine Beziehung zum Uraufführungsort - die Premiere des Re in ascolto fand in einer Inszenierung von Götz Friedrich, dirigiert von Lorin Maazel mit Theo Adam in der Titelrolle statt - ergab sich durch die Legende, daß das Libretto in Gotters Fassung angeblich Mozart zur Vertonung angeboten worden sein soll. Gotter war Mozart wohlbekannt als Librettist der von ihm geschätzten Melodramen und Singspiele Georg Anton Bendas. Von Gotter stammt übrigens auch das im deutschsprachigen Raum zum Volkslied gewordene Gedicht Schlafe mein Prinzchen, schlaf ein.