La vedova scaltra
(Die schlaue Witwe)
Ermanno Wolf-Ferrari
Komische Oper. Text von
Mario Ghisalberti nach Goldoni.
Uraufführung:
1931, Rom.
PERSONEN DER HANDLUNG
Rosaura, reiche junge Witwe (Sopran) – Mylord Runebif, Engländer (Bariton) – Monsieur Le Bleau, Franzose (Tenor) – Don Alvaro von Kastilien, Spanier (Baß) – Graf von Bosco Nero, Italiener (Tenor) – Marionette, Rosauras französische Zofe (Sopran) – Arlecchino, Diener im Gasthaus (Bariton) – Birif, Diener Runebifs (Baß) – Folletto, Lakai des Grafen (Tenor) – Diener Alvaros (Bariton)Venedig, Mitte des XVIII. Jahrhunderts
Die schöne Witwe Rosaura wird von Angehörigen aus vier Nationen umschwärmt. Die Verehrer sidn:
Der Engländer Runebif,
der Franzose Le Bleau,
der spanische Grande Alvaro,
der italienische Graf Bosco Nero.
Die vier Herren werben um die Aufmerksamkeit der jungen Dame mit allen Mitteln, nicht nur mit kostbaren Geschenken. Durch die Ränkespiele der Zofe Marionette und des Arlecchino verwickeln sich die Schicksale aller Beteiligten kräftig ineinander. Die Freier sollen ja auch auf ihre Standhaftigkeit überprüft werden.
Auf
einem großen Ball möchte Rosaura dann den Namen ihres Auserwählten verkünden. Um die Galane auszuspionieren, nähert sich Rosaure ihnen verkleidet, jeweils in der Tracht ihrer Länder.
Runebif, Le Bleau und Alvaro geben der unbekannten Schönen jeweils den Vorzug und übermitteln ihnen Liebespfänder. Nur der Graf Bosco Nero widersteht den Reizen der vermeintlichen Venezianerin. Nur er besteht darauf, daß sein Herz bereits vergeben sei.
Rosaura entwendet ihm ein Taschentuch und retourniert auf dem Höhepunkt des Balls die Liebespfänder. Die drei Untreuen müssen sich beschämt zurückziehen. Nur des Grafen Taschentuch behält die junge Witwe, im Gegenzug bietet sie Bosco Nero Hand -- und Herz.
Die Moral von der Geschicht':
Auch der Graf ist nicht das Idealbild eines Mannes, aber immerhin Italiener - wie die Witwe, deren Fazit lautet: »Das Herz spielt mit uns allen.«
Mit der schlauen Witwe findet Wolf-Ferrari zu Goldoni zurück. Der Partitur fehlt vielleicht die Unbekümmertheit der früheren Komödien, aber der raffiniert-differenzierte Orchestersatz schnurrt zum Wortwitz des Textes perfekt ab. Auf einen Buffo-Parlandoton verstand sich dieser Komponist wie kein zweiter mehr neben und nach ihm. Wolf-Ferrari hat nicht nur bei Rossini seine Lektionen gelernt, sondern auch bei den entsprechenden Passagen von Puccini; und wirbelt bei aller Leichtigkeit und Harmonie oft virtuos durch die Tonarten.
Die Anleihen bei den musikalischen Nationalstilen der vier Freier geben deren Szenen überdies charmantes Kolorit.
Schon die Verve mit der der Graf das erste Ensemble - anstelle einer schwungvollen Ouvertüre - eröffnet, läßt im übrigen keinen Zweifel daran, wer den Kampf um die schöne Witwe gewinnen wird . . .
(Livemitschnitt aus dem venezianischen Teatro La Fenice - Naxos, 2007)