»Der Ring des Nibelungen«

Sehr traditionsbewußte Opernfreunde können auf die DVD-Edition des Mitschnitts der → Otto-Schenk-Produktion von der New Yorker Metropolitan Opera zurückgreifen (DG).
Sie ist mit der Creme de la Creme der damaligen Sängerstars von Jessye Norman bis Christa Ludwig besetzt und wird von James Levine souverän, wenn auch gestalterisch nicht eben herausragend, dirigiert.
Das ist freilich für viele Zeitgenossen – nicht nur wegen der musikalischen Indifferenz und der keineswegs durchwegs wirklich rollendeckenden Besetzungen – kaum mehr ersprießlich.

für fortschrittliche . . .

Wer regielich drastischere Detailzeichnung verlangt und staunend studieren will, daß die heutige, international insgesamt desaströse Musiktheater-Optik durchaus räsonable Wurzeln hat, muß auf die DVD-Dokumentation des Bayreuther »Jahrhundert-Rings« von Patrice Chéreau zurückgreifen.

M e h r über Patrice Chéreaus
"Jahrhundert-Ring"
auf DVD (DG) inklusive Dokumentation

Gewiß, anno 1976 fing das seither notorische Bühnenbild-Verhängnis schon im „Rheingold“ an, wenn die Rheintöchter auf einer Staumauer herumtanzen. Doch die Personenführung darf nach wie vor als unerreicht gelten - in ihrer mehrheitlich doch nachvollziehbar aus der Musik und der wagnerschen Dramaturgie heraus entwickelten Detailgenauigkeit. DIE EKSTASE DER WÄLSUNGEN Momente wie die Ekstase des liebenden Zwillingspaares am Ende des ersten „Walküren“-Aufzugs (mit den jugendlich stürmischen Wotanskindern Jeannine Altmeyer und Peter Hofmann) oder die verzweifelte Opferung Siegmunds durch den Göttervater (Donald McIntyre) hat man kaum je so realistisch-packend gesehen. Manche Ohrenpein Und was hat man gehört? Manch akustische Ohrenpein ist im von Pierre Boulez rasant vorangetriebenen musikalischen Fluß der damals akuten Vokalhelden-Knappheit geschuldet. Manfred Jungs Siegfried - er folgte auf den darstellerisch glänzenden René Kollo, der die Premiere zur 100-Jahrfeier des „Rings“ in Bayreuth sang - kann stimmlich tatsächlich nur als Ersatz-Held durchgehen . . .