Wagner als Dirigent
Kein Komponist hat sich so viele Gedanken über das Kapellmeisterhandwerk gemacht wie Richard Wagner, der seine Laufbahn als Kapellmeister begonnen hatte und als Ahnvater der modernen Dirigenten gilt.Neben seinen diesbezüglichen Schriften gibt es Zeitzeugnisse, die uns den dirigierenden Gestalter Wagner vor Augen führen. Vom bloßen Taktschlagen hielt der KOmponist jedenfalls wenig. Über die Vorbereitungen zur Festaufführung der Neunten Symphonie von Ludwig van Beethoven im Markgräflichen Opernhaus von Bayreuth wird berichtet:
Als Niemann von der sogenannten »Trompeteloge« aus, wo die Solisten sich aufgestellt hatten, bei Beginn des Solo-Quartetts hinunter rief: »Meister, wenn Sie mir hier keinen Takt schlagen, kann ich nicht singen,« antwortete Wagner: »Ich schlage keinen Takt – denn dadurch würde der Vortrag steif, Sie müssen diesen Satz ganz frei singen. Sie sind ein so vorzüglicher Künstler und können es. Darum habe ich Sie und die Andern zum Quartett gewählt. Ich male es Ihnen in die Luft.«
Auch bei dem Solo der Celli und Bässe sagte er: »Meine Herren, das müssen Sie jetzt auswendig können. Sehen Sie mich an. Es giebt kein Taktschlagen. Ich zeichne es Ihnen in die Luft. Das muß sprechen wie ein Rezitativ.«