Wagner über die Figur des Tristan

Über die schier unlösbaren Probleme, die den Sängern mit den Titelpartien in Tristan und Isolde aufgegeben wurden, machte sich Richard Wagner schon bald nach der ersten Aufführung seines Werks keine Illusionen mehr. Noch 1881 schrieb er an den Tenor Albert Niemann:
Den Tristan müßte ich für Theaterabende u.s.w. jedenfalls noch einmal menschlich machen; ich brauche nur einmal gelassene Zeit dazu: So – ist die Zumutung zu übermäßig und in jeder Hinsicht auf das Gelingen des Unmöglichen abgesehen.


Viel früher bereits sorgte sich Wanger in einem Brief an den Baßbariton Franz Betz um die Besetzung der männlichen Titelpartie in einer geplanten Berliner Produktion:
Seit elf Jahren – den ersten Münchener Aufführungen – ist der Tristan zu einem Märchen geworden. Die Aufführung in Weimar (mit den Vogl's) hat dieses Märchen nur noch unglaubhafter machen können ... Von Nie- mann sagte mir Jauner, daß er, nachdem Beide einer Münchener Aufführung im vorigen Sommer zugehört, erklärt habe, den Tristan nicht singen zu wollen – was ich ihm nach solchem Vorgange gar nicht verdenken kann. Soll es – unter solchen Umständen – in Berlin Ernst werden, so fühle ich mich sehr dabei betheiligt. Ich möchte in keinem Falle, daß es mit dieser Aufführung etwa nur zu einer Curiosität führe, sondern, soll es sein, so will ich eine vollendete, ausgezeichnete Aufführung.


↑DA CAPO