Wagner über die Figur des König Marke

Der Komponist über den Anspruch an einen Interpreten des Königs Marke:
Kann er nicht eigentlich singen, d.h. edel vortragen, so würde er mir allerdings mit dem Marke keinen Dienst leisten können. Dieser muß ungemein rührend u. ergreifend wirken: sein Auftreten ist fast die einzige Handlung im Stücke, welche die gänzliche Wendung vollbringt!

Die Sänger der Wagner-Ära hielten den Kurwenal durchwegs für die interessantere Partie. Mit Franz Betz, dem ersten Wotan und Hans Sachs, kam es deshalb zu Diskussionen:
Macht Ihnen der Marke – wegen seiner etwas tiefen Lage – wirkliche ernstliche Beschwerde? Sind Sie darüber mißgestimmt, oder haben Sie diese tiefrührende, entscheidend wichtige Aufgabe in meinem Sinne erfaßt, und freut es Sie, sie übernommen zu haben? Durch Zwang und Achselzucken möchte ich hier um keinen Preis etwas durchgesetzt wissen. Halten Sie, in dem übeln Falle, Fricke für geeigneter (mir undenklich!!) und ziehen Sie dagegen auch jetzt noch den Kurwenal vor, so sagen Sie es mir! Nur nichts so halb wider Willen und ohne Glauben! Gewiß verstehen Sie mich? Anfang März komme ich nach Berlin.
Ist nicht alles vortrefflich gestimmt, dann lieber »man nicht«.!!!

Jänner 1876

Dem war ein Dialog über die Bedeutung der Partien in Tristan und Isolde vorangegangen:
Lassen Sie im Besonderen, theurer Freund, sich durch meinen, in Betreff des Kurwenal und dessen Besetzung durch den bedeutenderen Darsteller begangenen Fehler doch nur ja nicht beirren! Ich habe diesen Fehler bis heute genügend dadurch gebüßt, daß man ihn fortsetzte und durch vernachlässigte Besetzung des Marke diese einzig wichtige Parthie zur Unwirksamkeit herabdrückte, wodurch die Wirkung des zweiten Aktes gänzlich, die des dritten Altes zum großen Theil mit verfehlt wurde. Die Parthien rangiren hinsichtlich ihrer Bedeutung folgender Maaßen:

Oktober 1875



↑DA CAPO