I due Foscari

Giuseppe Verdi nach Lord Byron

Uraufführung: 1844, Rom

Piero Cappuccilli war Vorkämpfer für das Werk.

(Philips)



PERSONEN
Francesco Foscari, achtzigjähriger Doge von Venedig (Bariton) – Jacopo Foscari, sein Sohn (Tenor) – Lucrezia Contarini, Jacopos Frau (Sopran) – Jacopo Loredano, Mitglied des Rats der Zehn (Baß) – Barbarigo, Senator, Mitglied der Junta (Tenor) – Pisana, Vertraute Lucrezias (Mezzosopran) – Der Ratsdiener (Tenor) – Der Diener des Dogen (Baß)
Venedig, 1457

Das dunkle Intermezzo in Verdis Risorgimento-Periode.

HANDLUNG

1. Akt

Der Rat der Zehn diskutiert über den aus der Verbannung zurückgekehrten Sohn des Dogen: Jacopo Foscari wird des Mordes an einem Feind seiner Familie beschuldigt. Jacopo versichert, er sei das Opfer einer Intrige. Lucrezia bittet ihren Schwiegervater um Vermittlung. Aber der Doge ist machtlos. 2. Akt

Im Gefängnis versucht Lucrezia ihren von Fieber-Visionen gequälten Ehegatten zu trösten. Der Doge versichert Jacopo seiner Vaterliebe. Loredano aber führt den Delinquenten triumphierend vor das Gericht: Obwohl Lucrezia, begleitet von ihren Söhnen den Rat um Milde bittet, wird Jacopo, von Todesahnungen geplagt, erneut in die Verbannung geschickt. 3. Akt

Ein fröhliches Volksfest während einer Regatta bildet den Rahmen für den traurigen Abschied Jacopos von seiner Frau. – Im Dogenpalast erhält der trauernde Francesco ein Schreiben, das die Unschuld Jacopos beweist. Doch es ist zu spät: Lucrezia erscheint, um den Dogen vom Tod seines Sohnes zu informieren. - Die Senatoren zwingen den verzweifelten alten Mann zum Rücktritt.
Loredano triumphiert.
Francesco stirbt, während die Glocken für seinen Nachfolger läuten.

Byrons Drama und Verdi

Verdi hatte die Vertonung von Lord Byrons Versdrama zunächst für Venedig ausersehen, war dort aber Ablehnung gestoßen. Man wollte die historisch verbürgten, tragischen Vorfälle aus der Geschichte der eigenen Stadt nicht auf der Bühne sehen.

Daß es Byrons Stück an »szenischer Großartigkeit mangelt«, hatte Verdi selbst erkannt. Aber auch sein Librettist Piave war nicht sonderlich erfolgreich bei der Dramatisierung.

Doch markierte die sinistre Geschichte für Verdi zumindest für kurze Frist eine Abkehr vom patriotischen Gestus seiner Risorgimento-Dramen und die Konzentration auf die Feinarbeit bei der psychologischen Charakterisierung der handelnden Personen.

Der Doge Foscari wurde so zur ersten großen väterlichen Gestalt in Verdis Schaffen, ein Vorläufer Simon Boccanegras. Die Monologe Francescos sind die zentralen Nummern der Partitur:

* Die Romanze O vecchia cor im ersten,

* Szene und Arie E gli ora parte! ... O, morto fossi allora im dritten Akt.

überdies gelang Verdi mit der

Kerkerszene
des Jacopo Foscari ein beklemmendes Seelenbild.

Aufführungsgeschichte

I due Foscari zählten im XIX. Jahrhundert zu den beliebtesten Werken Verdis, verschwanden aber dann von den Spielplänen.
Donizetti hatte an der Partitur Verdis »wie in Blitzen« aufleuchtendes Genie gelobt und begrüßte den jungen Kollegen als »Mann der Zukunft«.


Aufnahmen

Im XX. Jahrhundert war es erst → Piero Cappuccilli, der mit seiner Darstellung des alternden Dogen Furore machte - unter anderem unter Riccardo Chaillys Leitung anläßlich einer Premiere an der Mailänder Scala, 1979 an der Seite von Katia Ricciarelli, mit der er das Stück 1972 schon in Chicago und im Jahr darauf in Padua herausgebracht hatte. Für die CD-Einspielung unter Lamberto Gardelli mit dem RSO Wien standen 1977 der junge José Carreras als Jacopo und Samuel Ramey als Loredano vor den Mikrophonen. (Philips)

Als Cappuccillis bedeutendster Gegenspieler entpuppte sich bald der nobler phrasierende, aber weniger »dramatische« Renato Bruson, der nach einer Rundfunkproduktion in Turin (1971, live 1984) die Partie auch szenisch (Venedig 1977, Buenos Aires 1979, Rom 1980 und New York 1981) gestaltete. Die Scala-Wiederaufnahme von 1988 mit Bruson und Alberto Cupido als Jacopo wurde auch für DVD mitgeschnitten.

Placido Domingo entdeckte die Foscari nach seinem Wechsel ins Bariton-Fach und sang den Francesco verschiedentlich - unter anderem unter Antonio Pappano am Londoner Covent Garden. (Opus Arte)

↑DA CAPO