Die schweigsame Frau

Richard Strauss

Nach Ben Jonson -
von Stefan Zweig

Es ist der Opernfreunden bestens bekannt Don-Paquale-Stoff, den Stefan Zweig für Richard Strauss neu bearbeitet hat. Das Libretto hielt der Komponist schlicht für das beste, das ihm je geschrieben worden war. Doch unter dem Diktat des Nationalsozialismus zerbrach die Künstler-Freundschaft, Zweig mußte emigrieren und war nicht dazu zu bewegen, im Exil weitere Libretti zu dichten.

Strauss' hatte immer wieder den Wunsch nach einem Komödientext geäußet, auch schon zu Hofmannsthals Zeiten öfter als es dem Dichter lieb war.

Hofmannsthal befand stets, die Musik seines genialen Compagnons werde über heiteren Stoffen zu schwer, zu »deutsch«. Strauss bekannte immer wieder den »Wagnerschen Musizierpanzer« abstreifen zu wollen.

Zu den Versen Stefan Zweigs schien ihm das gelungen zu sein. Die Nachwelt war freilich nicht dieser Meinung. Selbst Uraufführungs-Dirigent Karl Böhm nahm bei späteren Wiederbelebungsversuchen starke Kürzungen vor, die oft sinnstörend in die Strukturen der Strauss'schen »Opern-Nummern« eingriffen. Böhms Fassung, die Ende der Fünfzigerjahre bei den Salzburger Festspielen herauskam, war dann beispielsweise für sämtliche Wiener Einstudierungen der Oper im folgenden halben Jahrhundert bindend, auch in der Strauss-Stadt München hatte die Original-Version keine Chance.

→ Die Wiener Premiere, 1996


Aufnahmen

Im Schallplattenstudio realisierte Marek Janowksi - als Interpret ein wenig schnoddrig - mit Jeanette Scovotti als erster (und bisher einziger) eine ungekürzte Aufnahme. Kurioserweise entstand diese als Ersatzvorname, weil Carlos Kleiber eine geplante Plattenaufnahme von Bergs Wozzeck fünf vor zwölf absagte. Man nutzte Orchester (Staatskapelle Dresden, also die Nachfahren des Uraufführungs-Ensmbles) und Teile der Sängerbesetzung, allen voran Theo Adam, für die Einspielung dieser Rarität. (EMI/Warner)



Musikfreunde liebe dank der glänzenden Besetzung und Böhms guter Hand für die Musik von Strauss dennoch den Salzburger Festspiel-Mitschnitt am meisten: Tatsächlich sind Hans Hotter als griesgrämiger, später mitleiderregender Sir Morosus an der Seite des jugendlichen Paars Fritz Wunderlich und Hilde Güden sowie Hermann Preys Barbier komödiantisch und vokal kaum zu schlagen. (DG)

↑DA CAPO

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