Das Schloß
Aribert Reimann nach Kafka (1991)
Text vom Komponisten nach dem Roman von Franz Kafka und der Dramatisierung durch Max Brod.
Rezension der Wiener Erstaufführung
Das Wiener Operntheater brachte in jugendlichem Enthusiasmus Aribert Reimanns Kafkavertonung "Das Schloß" nach Wien.
Ein Riesenorchester, suggestive Szenerie, höllisch schwere Gesangspartien: "Das Schloß" von Aribert Reimann scheint eine Aufgabe für große Häuser. Sven Hartberger, überzeugt von der Notwendigkeit der Präsentation vieler zeitgenössischer Opern, wagt sich mangels anderer Möglichkeiten an eine Aufführung im Jugendstiltheater - und gewinnt: Die Inszenierung von John Lloyd Davies im suggestiven, labyrinthischen Bühnenbild bringt den Alptraum in all seiner retardierenden, lastenden, immer unlösbarer werdenden Spannung auf die Bühne. Abgesehen von einigen ungelenken Bewegungsfolgen genügt der Abend den Ansprüchen an eine stringente wohl choreographierte Darstellung. Auch musikalisch war bereits die Generalprobe, von der hier referiert wird, faszinierend: Andreas Mitisek hält das Orchester aus Györ dazu an, die eng ineinander verschachtelten Klangflächen, die in Extremwerte getriebenen Farbwerte der Partitur stimmungsvoll nachzuzeichnen. So ertönt die entsprechend traumverlorene Untermalungsmusik zu den Szenen, die der Antiheld "K.", Martin Winkler, zu durchleiden hat: Eine feindliche, hermetisch abgeschottete Welt treibt den "Eindringling" in den Tod. Winklers Kollegen müssen das mit allzu forcierten Tönen bewerkstelligen. Vor allem die Damen liebt Reimann nicht: Soprane zwingt er prinzipiell in unerreichbar hohe Register, was Sängerinnen und Hörern Pein verursacht. In vertrauteren Registern halten sich Helga Wagner und Andrea Pfeffer wie die Herren Roman Sadnik, Tobias Cambensky und Jim Curry stramm; allen avantgardistischen Vokalunbilden zum Trotz.
Mag sein, die Dramaturgie des Werkes stemmt sich sehr gegen "echte" Operneffekte. Dennoch: etliche stimmungsvolle Szenen machen Lust auf Wiederbegegnung.
Personen der Handlung
- K., ein Ortsfremder, etwa 40 Jahre alt (Bariton)
- Der Wirt des Gasthofs „Zur Brücke“ (Bariton)
- Die Wirtin, seine Frau (dramatischer Mezzosopran oder Alt)
- Schwarzer, Sohn eines Unterkastellans im Schloss (Sprechrolle)
- Artur, K.s Gehilfe (Tenor)
- Jeremias, K.s Gehilfe (Baßbariton)
- Barnabas, Bote aus dem Schloss (Tenor)
- Olga, Barnabas’ Schwester (Mezzosopran)
- Amalia, Barnabas’ Schwester (Sopran)
- Der Herrenhofwirt (Bassbariton)
- Frieda, Schankmädchen im Herrenhof (Sopran)
- Der Gemeindevorsteher (Baß)
- Mizzi, seine Frau (stumme Rolle)
- Der Lehrer (Tenor)
- Bürgel, Untersekretär (Sprecher)
- Vier Bauern (2 Tenöre, 2 Bässe)
- Bauern, Schloßdiener
Rezension der Wiener Erstaufführung
19. Oktober 1996
Ein kafkaesker Alptraum mit Musik
Das Wiener Operntheater brachte in jugendlichem Enthusiasmus Aribert Reimanns Kafkavertonung "Das Schloß" nach Wien.
Ein Riesenorchester, suggestive Szenerie, höllisch schwere Gesangspartien: "Das Schloß" von Aribert Reimann scheint eine Aufgabe für große Häuser. Sven Hartberger, überzeugt von der Notwendigkeit der Präsentation vieler zeitgenössischer Opern, wagt sich mangels anderer Möglichkeiten an eine Aufführung im Jugendstiltheater - und gewinnt: Die Inszenierung von John Lloyd Davies im suggestiven, labyrinthischen Bühnenbild bringt den Alptraum in all seiner retardierenden, lastenden, immer unlösbarer werdenden Spannung auf die Bühne. Abgesehen von einigen ungelenken Bewegungsfolgen genügt der Abend den Ansprüchen an eine stringente wohl choreographierte Darstellung. Auch musikalisch war bereits die Generalprobe, von der hier referiert wird, faszinierend: Andreas Mitisek hält das Orchester aus Györ dazu an, die eng ineinander verschachtelten Klangflächen, die in Extremwerte getriebenen Farbwerte der Partitur stimmungsvoll nachzuzeichnen. So ertönt die entsprechend traumverlorene Untermalungsmusik zu den Szenen, die der Antiheld "K.", Martin Winkler, zu durchleiden hat: Eine feindliche, hermetisch abgeschottete Welt treibt den "Eindringling" in den Tod. Winklers Kollegen müssen das mit allzu forcierten Tönen bewerkstelligen. Vor allem die Damen liebt Reimann nicht: Soprane zwingt er prinzipiell in unerreichbar hohe Register, was Sängerinnen und Hörern Pein verursacht. In vertrauteren Registern halten sich Helga Wagner und Andrea Pfeffer wie die Herren Roman Sadnik, Tobias Cambensky und Jim Curry stramm; allen avantgardistischen Vokalunbilden zum Trotz.
Mag sein, die Dramaturgie des Werkes stemmt sich sehr gegen "echte" Operneffekte. Dennoch: etliche stimmungsvolle Szenen machen Lust auf Wiederbegegnung.