Bernarda Albas Haus

Aribert Reimann nach Lorca (2000)

(Wergo)




Text vom Komponisten nach der Übersetzung von Enrique Beck.

Personen der Handlung
Bernarda Alba, 60 Jahre (Alt) – Maria Josefa, Bernardas Mutter, 80 Jahre (Sprechrolle) – Angustias, 39 Jahre (Mezzosopran), Magdalena, 30 Jahre (Sopran), Amelia, 27 Jahre (Sopran), Martirio, 24 Jahre (Koloratursopran), Adela, 20 Jahre (So- pran), Bernardas Töchter – La Poncia, Magd, 60 Jahre (Sopran) – Eine Magd, 50 Jahre (Mezzoso- pran) –

Andalusien in den Dreißigerjahren des XX. Jahrhunderts.


Bernarda Albas Haus war die dritte Oper Aribert Reimanns, die an der Bayerischen Staatsoper zur Urauführung kam. Vorangegangen waren Troades (1986) und Lear (1978), jenes Werk, mit dem der internationale Siegeszug des Opernkomponisten Reimann begann.

HANDLUNG

Erster Akt.
Die Magd La Poncia klagt über die unmenschliche Strenge ihrer Herrin, Bernarda Alba, die gerade ihren zweiten Mann beerdigt hat und mit ihren Töchtern vom Begräbnis heimkehrt. Sie ordnet eine achtjährige Trauerzeit an, während der sich die Töchter fern von der Öffentlichkeit halten sollen. Doch der junge Pepe el Romano will Angustias, Bernardas Tochter aus erster Ehe heiraten. Sie ist durch das Erbe ihres Vaters als einzige der Schwestern vermögend.
Maria Josefa prophezeit, daß keine von Bernards Töchtern je heiraten werde.

Zweiter Akt.
La Poncia beobachtet, daß Pepe des Nachts nicht nur Angustias besucht, sondern auch Adela, die die jüngste der Schwestern Adela. Doch auch Martirio kennt Adelas Geheimnis -- man findet das Bild Pepes, das unter Angustias entwendet wurde, in ihrem Bett.

Als bekannt wird, daß im Dorf ein schwangeres unverheiratetes Mädchen erschlagen wurde, gerät Adela in Panik.

Dritter Akt.
Die Atmosphäre im Hause der Bernarda ist zum Zerreißen gespannt. Während Adela sich stolz als die wahre Geliebte Pepes fühlt, gestet Martirio ihre Liebe und verrät Adelas Geheimnis an die Mutter. Adela lehnt sich offen gegen Bernarda auf. Die Mutter vertreibt daraufhin Pepe, der im Stall auf Adela wartet, mit einem Schuß. Martirio nährt bei ihrer Schwester den Glauben, Pepe sei getötet worden.

Schweigen in Bernarda Albas Haus...

Die Musik

Aribert Reimann erläuterte vor der Uraufführung in der Bayerischen Staatsoper (Dirigent: Zubin Mehta Regie: Harry Kupfer - Titelpartie: Helga Dernesch) seine Klangvorstellungen: Das Werk ist für ein ungewöhnlich besetztes Orchester mit vier Klavieren und zwölf Violoncelli - ohne Kontrabässe oder Schlagwerk - instrumentiert:
Der furchteinflößende Realismus des Stückes hat seinen Niederschlag in der Orchesterbesetzung gefunden: Alles wird bloßgelegt, nichts verklausuliert ... Den harten Grund meines Orchesterapparates in Bernarda geben vier Klaviere; weder Schlagzeug noch Kontrabässe sind besetzt. Mit drei sehr unterschiedlichen Klangfeldern versuche ich, das hervorzuholen, was hinter den Personen liegt – im geschlossenen Raum dieses Hauses, aus dem es kein Entkommen gibt. Die Klaviere haben eine starke Verbindung zu Bernardas Töchtern: Zwei der Flügel sind in den unteren Lagen mit Gummistücken zwischen den Saiten präpariert, so dass in ihrem abgedeckten, schnell verstummenden Klang das Nicht-atmen-können zu hören oder zu spüren ist. Die zwei unpräparierten Klaviere lassen alle spieltechnischen Möglichkeiten offen. Hinzu kommen Holzbläser: vier Flöten, nämlich die ganze Familie von Piccolo- bis Bassflöte, die Klarinetten von der Es- bis zur Kontrabassklarinette, die besonders rauh, schnarrend und fast wie zerbrochen tönt. Dem stehen je drei Trompeten, Posaunen und eine Tuba gegenüber. Die weich klingenden Instrumente wie Fagotte oder Hörner habe ich ausgespart. Sonst wäre Bernardas Machtgebaren nicht zu vermitteln gewesen. Das dritte Klangfeld bilden zwölf Celli.


↑DA CAPO