Madame Butterfly

Entstehung

Puccini war Kummer gewohnt, wußte aber auch, daß er auf seinen Bühneninstinkt vertrauen konnte. Wie La Bohème war auch Madame Butterfly bei der Uraufführung kein Erfolg. Im Gegenteil. Die Premiere wurde zu einem veritablen Fiasko für den Komponisten. Im Gefolge eines Verkehrsunfalls, bei dem sich Puccini schwere Verletzungen zuzog, kam er mit der Vollendung der Orchesterpartitur ins Stocken. Sie war erst im Dezember 1903 fertiggestellt. Zwei Monate später sollte die Uraufführung an der Mailänder Scala stattfinden, Arturo Toscanini am Pult stehen.

Der 17. Februar 1904 wurde zum Katastrophentag in Puccinis Biographie. Das Publikum verlachte sein Werk, man kicherte über etliche szenische, aber auch musikalische Details, die berüchtigten Loggionisti gaben Grunzlaute von sich und kommentierten die Aufführung mit unzähligen Zwischenrufen. In einem Moment, als ein Windhauch auf der Bühne den Kimono der Primadonna Rosina Storchio aufblähte, hieß es: »Sie ist schwanger - von Toscanini«. Daß der Dirigent ein Verhältnis mit der Sängerin hatte, war allgemein bekannt. Gejohle quittierte die Bemerkung.

Als der Vorhang fiel, setzte für eine lähmende Weile kein Applaus ein. Puccini war entsetzt. Seine Schwester berichtete ihren Mann:
Was für ein widerliches, gemeines, flegelhaftes Publikum! Nicht ein einziges Zeichen der Achtung ... Ich weiß gar nicht, was ich Dir noch sagen soll, ich war zu aufgeregt ab dem Zeitpunkt, als es zu den ersten Mißfallensäußerungen kam. Mascagni und Giordano waren da: Stell Dir deren Freude vor! ...


Der Komponist aber glaubte an sein Werk. Kurz nach dem Fiasko ging er im Verein mit den Librettisten daran, aus dem Zweiakter, dessen zweiter Teil zu lang geraten war, eine dreiaktige Oper zu machen. In dieser Form kam Madame Butterfly am 18. Mai 1904 in Brescia heraus. Die Premiere war ein überwältigender Erfolg. Er ist dem Werk treu geblieben.



↑DA CAPO