Die Teufel von Loudun

Krzystztof Penderecki

Die Oper und ihre schauerlichen Handlungsdetails beruhen auf einer wahren Geschichte, die sich in der kleinen Stadt Loudun Mitt des 17. Jahrhunderts zugetragen hat. Ganz Europa hat die Prozesse damals mit einer Mischung aus Abscheu und Erregung mitverfolgt.

Der Priester Urbain Grandier war 1633 beschuldigt worden, die Nonnen des Ursulinenklosters, vor allem Priorin Jeanne, verhext zu haben. Unter der Folter der Inquisition bereute er seinen gar nicht christlichen Lebenswandel – von den beiden Frauen, mit denen er Verhältnisse hatte, erwartete eine sogar ein Kind. Doch eine Verbindung mit dem Teufel leugnete er konsequent ab. Dennoch wurde er Mitte 1634 auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Noch jahrelang beschäftigten sich Exorzisten mit der angeblichen »Besessenheit«. Der berüchtigte Kardinal Richelieu stellte daraufhin die finanzielle Unterstützung für das Kloster von Loudun ein.

Aldous Huxley nutzte die Schilderung des Prozesses gegen Urbain Grandier in François de Pitavals »Sammlung berühmter Kriminalfälle«, aber auch die 1644 publizierte Autobiographie der von Urbain angeblich verhexten Priorin Jeanne für seine »Devils Of Loudun« (1952), die 1960 von John Whiting dramatisiert wurden.

Erich Frieds deutsche Übersetzung dieses Stücks diente wiederum Krzysztof Penderecki als Grundlage seines Librettos, das die politischen Aspekte der Causa in den Mittelpunkt rückt.
Die »Teufel von Loudun« seien

ein Stück über Toleranz und Intoleranz. Grandier fällt einer politischen Intrige zum Opfer, aber auch Jeanne ist nicht eigentlich seine Kontrahentin, sondern ein Opfer religiös-politischer Fanatiker; ihre erotischen Wahnvorstellungen werden von Richelieus Handlangern zur benötigten Teufelsbesessenheit aufgeputscht.


↑DA CAPO