Antigonae

Sophokles * Hölderlin * Orff

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Das »bairische Stück« über die Bernauerin von 1947 war Carl Orffs Hinwendung zur Tragödie. Zwei Jahre später kam bei den Salzburger Festspielen Antigonae zur Uraufführung, eine Vertonung der dunkel-schönen Übersetzung, die Friedrich Hölderlin vom Trauerspiel des Sophokles gedichtet hatte.

Seinen von Rhythmus und simpler Melismatik beherrschten Stil hat Orff für diese antike Tragödie noch einmal reduziert und aufs Wesentliche konzentriert: Die oft ekstatisch gesteigerte Rezitation des Textes.

Vollkommen neu ist die Orchesterbehandlung und dessen Besetzung. An Bläsern gibt es lediglich je sechs Flöten, Oboen und Trompeten, wobei die Holzbläser in der Regel unisono gespielt werden und Effekte erzielen, die an die altgriechischen Blasinstrumente erinnern sollen. An Streichern gibt es neun Kontrabässe. Hinzu kommen vier Harfen und sechs Konzertflügel (12 Spieler) - und ein immenses Aufgebot an Schlagzeug - teilweise Instrumente des Orff-Schulwerks) für bis zu 15 Spieler.

Handlung

Im Krieg um Theben sind Antigones Brüder Eteokles und Polynikes gefallen. Während Eteokles, der auf Kreons Seite gekämpft hatte, ein ehrenvolles Begräbnis zuteil geworden war, wurde dem Bruder, der sich den Feinden angeschlossen hatte, ein solches verwehrt. Antigone versucht ihre Schwester dazu zu gewinnen, sich gemeinsam dem Befehl zu widersetzen. Als Ismene sich weigert, beschließt Antigone sich allein gegen die Schmach zu wehren und geht, um den vor den Toren der Stadt liegenden Leichnam des Bruders mit Sand zu bedecken. (Goethe nennt sie einmal »die schwesterlichste der Seelen«)
Ein Wächter verrät das Mädchen an König Kreon und seinen Rat. Antigonae beharrt auf dem Recht der Götter, das über dem des Königs stehe. Ismene gesellt sich ihr zu und steht zu Antigonaes Tat. Kreon läßt beide festnehmen und verurteilt sie dazu, lebendig eingemauert zu werden.

Kreons Sohn Hämon, Antigonaes Verlobter, fleht den Vater um Gnade an, stößt jedoch auf auf taube Ohren. Verzweifelt beschließt er mit seiner Braut den Tod zu suchen. Kreon läßt daraufhin Ismene frei, beharrt aber der Opferung Antigonaes, die sich in einem großen Monolog in ihr Schicksal fügt.

Der blinde Seher Tiresias warnt Kreon vor der Rache der Götter: Für die Toten werde er mit seinem Blut den Zoll zu entrichten haben. Kreon ringt mit sich -- und beschließt, die Gefangene freizugeben. Doch als er Antigonae die Nachricht überbringen will, ist es zu spät: Antigonae hat sich selbst getötet. Hämon ist ihr in den Tod gefolgt. Während der König um seinen Sohn klagt, erscheint ein Bote und berichtet, daß sich aus Verzweiflung auch Kreons Gattin Euridice das Leben genommen hat.


↑DA CAPO