Chowanschtschina
Modest Mussorgsky
Text vom Komponisten
Uraufführung: 1886, St. Petersburg
Kostümentwürfe von K. A. Korowin (1911)
Fürst Iwan Chowanskij, Führer der Strelitzen (Baß) – Fürst Andre Chowanskij, sein Sohn (Tenor) – Fürst Wassilij Golitzyn (Tenor) – Schaklowitij, ein Bojar (Bariton) – Dosifej, Haupt der Altgläubigen (Baß) – Marfa, eine Altgläubige (Alt) – Susanna, eine Altgläubige (Sopran) – Ein Schreiber
(Tenor) – Emma, ein Mädchen aus dem dt. Stadtviertel von Moskau (Sopran) – Pastor (Baß) – Warsonofjew, Vertrauter Golitzyns (Baß) –
Kuska, ein Strelitze (Tenor) – Streschnjew, Bojar (Tenor) – Zwei Strelitzen (Bässe) → Dramaturgie und Musik
PERSONEN DER HANDLUNG
Moskau, 1682–89
Die Vorgeschichte
Rußland im XVII. Jahrhundert. Die Auseinandersetzungen zwischen den Strelitzen,
einem von Iwan IV. (1533–84) gegründeten stehenden Heer, das zu einem »Staat im Staat« geworden ist, und dem alten Adel, den Bojaren, eskaliert.
In den Kämpfen der verschiedenen Familienzweige der Romanows versucht jede Partei, die einander widerstrebenden Mächte für sich zu reklamieren. Der spätere Zar Peter I. steht dem schwachsinnigen Iwan gegenüber, dessen Schwester Sofia die Regentschaft führt (1682–89).
Sofia regiert dank des Siegs der Strelitzen unter Fürst
Chowanskij über die gegnerische Partei. Doch die Zarin will sich des mächtig gewordenen Chowanskij entledigen. Ihr Favorit ist Fürst Golitzyn, der von Peter I. nach dem Sturz Sofias (1689) sofort verbannt wird. Es kommt zum Aufstand der Strelitzen.
Die Raskolnikij, die Sekte der »Altgläubigen« (in der Oper vertreten durch Dosifej stellen sich auf ihre Seite. Die deutschstämmigen Lutheraner hingegen stehen auf Seiten des neuen Zaren. DIE HANDLUNG
1. Akt.
Auf dem Roten Platz feiern die Strelitzen ihren Massaker an den Adeligen. Bojar Schaklowitij diktiert einem Schreiber einen Brief an den Zaren, in dem er die Fürsten Chowanskij der Planung eines Staatsstreiches bezichtigt. Der Schreiber liest dem Volk die Aushänge vor. Sie jubeln, als sich herausstellt, daß die Strelitzen erneut einige Bojaren hingerichtet
haben und begrüßen Iwan Chowanskij jubelnd.
Iwans Sohn Andrej verfolgt die junge Deutsche Emma nach. Seine einstige Geliebte Marfa macht ihm heftige Vorwürfe. Überdies kommt es zum Streit zwischen Vater und Sohn, da auch der alte Chowanskij ein Auge auf Emma geworfen hat. Dosifej vermittelt in der Auseinandersetzung und schickt Marfa mit Emma
fort.
2. Akt.
Ein lutherischer Pfarrer beklagt bei Fürst Golitzyn das Benehmen der Chowanskijs
gegenüber Emma.
Doch der Fürst läßt sich darauf nicht ein. Als Marfa ihm eine Zukunft im Exil weissagt, läßt er er ihr nachstellen.
Ein Besuch Iwan Chowanskij führt zum Streit. Wieder ist es Dosifej, der kalmierend eingreift und beide zur Gottesfurcht mahnt. -- Marfa erscheint. Sie ist nur dank des
Eingreifens der Petrowzen, des Leibregiments des
Thronanwärters, einem Mordanschlag entkommen.
Schaklowitij berichtet, Peter I. habe die Untersuchung einer Verschwörung der Fürsten Chowanskij und die Verfolgung der Strelitzen befohlen.
3. Akt
Die bigotte Susanna belauscht Marfa, die ihre unerwiderte Leidenschaft für Andrej Chowanskij beklagt. Dosifej reagiert auf Susannas Vernaderung, indem er Marfa Trost zuspricht.
Ein Schreiber berichtet von einem Massaker an den Chowanskijs, angeordnet von Peter I.
4. Akt.
Iwan Chowanskij läßt sich, unbeeindruckt von den Nachrichten, von persischen Sklavinnen unterhalten. Als ihm eine Warnung Golitzyns erreicht, spricht er von Verhöhnung und läßt den Boten verprügeln.
Schaklowitij bittet Iwan zu einer Unterredung mit der Regentin Sofia. Doch an der Schwelle seines Hauses fällt Chowanskij einem Attentat zum Opfer. - – Peter I. hat die Macht an sich gerissen; Fürst Golitzyn muß ins Exil. Marfa berichtet Dosifej, daß auch gegen die Altgläubigen vorgegangen werden soll. Andrej Chowanskij erscheint, um die Herausgabe Emmas zu fordern. Doch verläßt ihn sein Mut, als
er der langen Reihe von Strelizen gewahr wird, die zur Hinrichtung geführt werden. Erst in letzter Minute wird ihnen die Begnadigung durch den Zaren mitgeteilt. Doch müssen sie einen Treueid schwören.
5. Akt
Eingekesselt von Peters Streitkräften, bereiten die Altgläubigen ihre Selbstverbrennung vor. Andrej, immer noch umnachtet und auf der Suche nach Emma, geht nach Marfas Be
schwörungen mit ihnen ins Feuer.
↑ DA CAPO