Bastien und Bastienne

Wolfgang A. Mozart

Singspiel in einem Akt Text: Friedrich Wilhelm Weiskern nach »Les amours de Bastien et Bastienne« von Marie-Justine Favart, Charles-Simon Favart und Harny de Guerville, 1767

Bastienne, eine Schäferin (Sopran) – Bastien, ihr Geliebter (Tenor) – Colas, ein vermeintlicher Zauberer (Baß) – Schäfer und Schäferinnen

Die Schäferin Bastienne ist untröstlich: Ihr Geliebter Bastien begehrt eine andere, das Schloßfräulein, das ihn mit Geschenken zu locken versteht. Colas, ein erfahrener Mann mit gutem Gespür für das Seelenleben seiner Mitmenschen – man hält ihn ob dieser Eigenschaften für einen Zauberer – gibt dem Mädchen einen Rat: Sie möge sich so lebenslustig und offenherzig-kokett benehmen wir ihre Altersgenossinnen aus der Stadt. Darauf suggeriert er dem untreuen Schäfer, seine Bastienne hätte längst einen anderen Geliebten.

Nun ist Bastien zutiefst getroffen: Er möchte alle Schätze des Schloßfräuleins nicht tauschen gegen die Anmut seiner Bastienne.

Colas übt sich nun als Hellseher und prophezeit ein Wiedersehen.

Freilich: Bastienne und Bastien wollen einander ihre Liebe nicht sogleich gestehen: Bastienne mimt die Spröde, läßt sich auch von Bastiens Selbstmorddrohung nicht umstimmen: Ein Duett beginnt als Abschiedszeremonie, wandelt sich aber in ein Versöhnungsfest.

Die Liebe ist stärker als die Eitelkeit. Colas, der Zauberer, ist der Held und richtet die Hochzeit aus.

Hintergründe

Das Theaterstück »Bastien und Bastienne« ist ein Meilenstein bei den Versuchen einer theatralischen Erneuerung in Wien. Graf Durazzo, der »Generalspektakeldirektor« Wiens, hat dafür gesorgt, daß 1764 ein deutschsprachiges Arrangement der Komödie »Les amours de Bastien et Bastienne« von Marie-Justine und Charles-Simon Favart auf die Bühne kommt.

»Eine Französische Opera comique«, heißt es auf dem Titelblatt der deutschen Textausgabe, »auf Befehl in einer freyen Uebersetzung nachgeahmet.«

Es handelte sich dabei um die ins rustikale Milieu verpflanzte Parodie auf Jean-Jacques Rousseaus Idyll »Le devin du village«, das als Intermezzo 1752 mit großem Erfolg in Paris gegeben worden war.

Man hatte die parodierte Version 1755 erstmals in Wien gezeigt. Durazzo will sie zur Grundlage eines veritablen deutschen Singspiels machen, das den Vorstellungen der Wiener Theaterreformer genügen soll.



Mozart lernt den Text in einer Bearbeitung von Johann Andreas Schachtner kennen, der die ursprünglich in Prosa gehaltene deutsche Übersetzung Friedrich Wilhelm Weiskerns in Verse faßt und dem Colas für seine Prophezeiungsszene noch eine pittoreske Zauberformel hinzudichtet.

Mit dem Jahr 1768 ist das Autograph datiert.

Leopold Mozart nimmt den Titel ins Verzeichnis der Werke seines Sohnes auf, mit der Bemerkung: »Die Operetta Bastien und Bastienne, im Teutsch, hat er kürzlich hier in die Musik gesetzt.«

Der Komponist selbst schätzt »Bastien und Bastienne« offenbar sehr, denn er beginnt etwas später sogar damit, die ursprünglich gesprochenen Zwischentexte als Rezitative zu vertonen, um aus der »Operetta« eine durchkomponierte Oper zu machen.

Diese Bearbeitung ist jedoch Fragment geblieben. Zu Mozarts Lebzeiten ist keine einzige Aufführung dieses später als Hohelied der Kinderzeit von sämtlichen Sängerknaben-Vereinigungen vielgesungenen Stücks nachzuweisen.

Eine in frühen Biographien erwähnte Aufführung im Gartentheater des legendären Magnetiseurs Franz Mesmer ist nicht verbürgt.

Vor allem ist die aus Buchsbaumhecken geschnittene Freilichtbühne, auf der das Spektakel stattgefunden haben soll, im Entstehungsjahr noch gar nicht fertiggestellt.

↑DA CAPO