Zar und Zimmermann

Gustav Albert Lortzing (1837)

Text vom Komponisten

PERSONEN DER HANDLUNG




HANDLUNG

1. Akt


Zar Peter arbeitet seit einem Jahr inkognito als Peter Michaelow auf der Werft in Saardam, um den Schiffsbau zu lernen. Ein weiterer Russe ist unter den Zimmerleuten, Peter Iwanow. Er gesteht dem Kumpel, vom Militärdienst desertiert zu sein. Er ist in Marie veriebt eine patente und kokette junge Dame, in die sich unter anderem auch der französische Gesandte, der Marquis Chateauneuf verschaut hat. Gerüchte über bevorstehende Revolten in Rußland verbreiten sich. Und auch solche, daß einer der russischen Arbeiter, ein gewisser Peter, gesucht würde.

Der höchst von sich eingenommene Bürgermeister van Bett vertraut dem engischen Gesandten an, über alles vollkommen im Bilde zu sein.
O sancta justitia!
Bei dem Gesuchten kann es sich nur um Iwanow handeln. Der ist schon suspekt, weil er sich offenkundig für Marie interessiert. Das ist der Punkt, an dem er ansetzt: Er macht dem Iwanow Hoffnungen auf Maries Hand, falls er bereit wäre, »alles zu gestehen«. Was genau zu gestehen wäre, weil auch van Bett nicht.

Chateauneuf hingegen erkennt in Michaelow den Zaren.

2. Akt

Auf dem Hochzeitsfest des Sohnes von Frau Browe verhandelt Chateauneuf mit dem Zaren über einen Bündnisvertrag. Iwanow ist besorgt, denn Marie läßt sich vom Marquis ein Lied vorsingen.
Lebe wohl, mein flandrisch Mädchen
Lord Syndham und van Bett bemühen sich in der Zwischenzeit um Iwanow - in der Annahme, er sei der verkeidete Zar. Doch Iwanow fürchtet nur, als Deserteur aufgespürt zu werden. Mißtrauen herrscht allseits.
Marie singt das Brautlied
Lieblich röten sich die Wangen
Als die Nachricht von einem Aufruhr in Moskau überbracht wird, will der der Zar aufbrechen. Doch just in diesem Moment beginnt ein Offizier alle Fremden zu perlustrieren. Van Bett blamiert sich unsterblich, indem er alle Anwesenden zu Verdächtigen erkärt und in der allgemeinen Verwirrung alle verhaften lassen möchte. Das Fest endet in einer Prügelei.

3. Akt

Van Bett studiert mit seinem städtischen Chor eine Kantate zu Ehren des Zaren ein.
Heil sei dem Tag
Marie bittet Michaelow, den angeblichen Zaren Peter Iwanow zum Thronverzicht zu überreden, damit er sie auch heiraten könne. Gerührt vergleicht der richtige Zar sein Schicksal als Regent mit der unbeschwerten Zukunft dieser beiden jungen Leute
Sonst spielt' ich mit Zepter
Inzwischen nennt Marie ihren Peter fortwährend Majestät. Der falsche Zar überläßt dem richtigen seinen Paß, den ihm Lord Syndham ausgefertigt hat. So könnte er den gesperrten Hafen verlassen. Doch Kanonenschüsse unterbrechen die Feier, die van Bett für den illustren Gast ausgerichtet hat.
Holzschuhtanz
Das Schiff des Zaren läuft aus. Van Bett fühlt sich verraten, Marie und Iwanow glauben sich von Michaelow betrogen, doch wird ihnen ein Brief übergeben, der die Heirat der beiden erlaubt und Iwanow zum Kaiserlichen Oberaufseher ernennt. Jetzt wissen alle die Wahrheit und huldigen dem vom Schiff grüßenden Peter I.

Lortzing konnte für sein Opernsujet auf die tatsächlich unternommene Studienreise Peters des Großen (1697/98) zurückgreifen. In Zaandam nahm der Zar eine Woche lang Quartier. Theatralisch war die Reise schon in der französischen Komödie Le bourgmestre de Saardam ou Les deux Pierres von Mélesville, Merle und Boirie (1818) verarbeitet worden, die in einer Übersetzung von Georg Römer auf deutschen Bühnen verbreitet war. Lortzing hatte in Detmold in dieser Version den Chateauneuf gespielt.

Er kannte auch K. A. von Lichtensteins Oper Frauenwert oder Der Kaiser als Zimmermann, wußte aber vermutlich nicht, daß auch Donizetti das Thema bereits in eine Oper verwandelt hatte. In seiner Bearbeitung wurde Zar und Zimmermann jedoch zum Inbegriff der deutschen Spieloper. Wie im Falle manch anderer Adaptionen erwies sich Lortzing als eminenter Bühnenpraktiker. Einige der komödiantischsten Szenen sind seine ureigenste Erfindung, während der Handlungsablauf jenem der Voragen ziemlich genau folgt.

↑DA CAPO