Alceste

Christoph Willibald Gluck

Italienische Urfassung, Wien 1767, französische Neubearbeitung, Paris 1776

Die Erstfassung des Librettos stammt von Ranieri de’ Calzabigi. Das Werk wurde 1767 in Wien in italienischer Sprache uraufgeführt. Für die Pariser Oper erstellte Gluck eine Neufassung auf Französisch, die auch musikalisch stark verändert (und gekürzt) wurde.

Die Musik

Während die Wiener Fassung die Handlung noch mittels Seccorezitativen vorantreibt, wird in Paris die gesamte Geschichte vom vollen Orchester begleitet, die Accompagnati gehen oft direkt in ariose Passagen über - und umgekehrt. Dennoch kann auch italienische Fassung der Alceste dramatischen Feuer atmen, wie René Jacobs anläßlich einer Einstudierung der Oper bei den Festwochen der alten Musik in Innsbruck, 2016 bewies.

Häufiger wird allerdings die Pariser Fassung gegeben. Grandios in beiden Versionen die Steigerungskurve, die Gluck durch die Klagegesänge des zweiten und beginnenden dritten Akts zieht: Immer neue instrumentationstechnische und melodisch-harmonische Einfälle vermeiden jede Gefahr dramaturgischer Eintönigkeit. Hector Berlioz beschreibt fasziniert einen »erstickten Schauerklang«, den man bei Pariser Aufführungen zumindest in der Ära nach Glucks Tod nutzte, um die Szene zu untermalen, in der die Götter der Unterwelt nach einer Seele verlangen: Die beiden Hornisten legen die Schalltrichter ihrer Instrumente beinahe deckend aufeinander, während sie unisono einzelne Töne blasen...


Die Handlung

Personen der Handlung
  • Admeto, König von Pherai in Thessalien (Tenor)
  • Alceste, dessen Gattin (Sopran)
  • Eumelo und Aspasia, deren Kinder (Soprane)
  • Evandro, Vertrauter Admetos (Tenor)
  • Ismene, Vertraute Alcestes (Sopran)
  • Ein Herold (Baß)
  • Der Priester Apollos (Tenor)
  • Apollo (Tenor)
  • Orakel (Baß)
  • Einer der Götter der Unterwelt (Baß)


  • Erster Akt
    Das Volk und Königin Alkestis beten für den sterbenden Admet. Ein Herold verkündet, es sei keine Hoffnung mehr für den König.

    Im Tempel des Apollo spricht ein Orakel den Spruch: Der König würde heute sterben, es sei denn, ein menschliches Wesen würde sich für ihn opfern. Alceste ist bereit dazu. Der Priester des Apollo verkündet, das Opfer sei den Göttern wohlgefällig.

    Zweiter Akt
    Der genesene König, vom Volk bejubelt, sucht nach dem Opfer, das bereit ist, sich für ihn in die Unterwelt zu begeben. Man rät ihm, das Geheimnis nicht zu enträtseln. Doch bemerkt Admet die Melancholie seiner Frau. Er bedrängt sie mit Fragen - und sie gesteht. Der verzweifelte König, der ohne Alkestis nicht leben möchte, sinnt nach einem Plan, das Schicksal zu überlisten.

    Dritter Akt
    Während das Volk das Schicksal des Königshauses beweint, erscheint Herakles nach langer Abwesenheit in der Stadt. Als er vom Los der Königin erfährt, beschließt er, Alkestis zurückzuholen.

    Alkestis erwartet vor den Pforten der Unterwelt den Sonnenuntergang, um Einlaß zu finden. Da erscheint Admet, bereit mit seiner Gattin zu sterben. Gegenseitig versuchen die beiden, einander von ihren Entschlüssen abzubringen. Da erscheint Thanatos, um Alkestis zu entführen. Herakles hält Admet zurück, um selbst zum Kampf mit den Todesgöttern zu treten. Er siegt. Von Apollo wird das Königspaar wieder vereint.


    Wer hören möchte, zu welcher Modernität sich Gluck in seinen Charakterisierungskünsten aufschwang, muß die Interpretation der Divinité du Styx durch Maria Callas gehört haben. Da stellen sich keine stilistischen Fragen. Das ist Musikdrama pur. (Warner)
    Die italienische Urfassung hat Arnold Oestman in seinem Schloßtheater Drottningholm einstudiert und live mitschneiden lassen. (Naxos)
    Die französische Version erklang im Studio, aufwendig produziert, mit einem Luxusensemble (Anne-Sophie von Otter, Ludovic Tézier u. a.) unter John Eliot Gardiner in London, 1999. Von dieser Produktion gibt es auch eine DVD (Arthaus).

    Lange vor der Originalklang-Ära haben sich schon große Interpreten um Glucks Meisterwerk bemüht. Wie das klang, wenn Mitte der Fünfzigerjahre Wagner-Heroen Gluck sangen, ist auf der Aufnahme unter Geraint Jones nachzuhören: Damals war Kirsten Flagstad die Alekestis und Raoul Jobin der Admet.()

    Für den Bayerischen Rundfunk studierte Serge Baudo die französische Version mit Stars der Achtzigerjahre ein: Jessye Norman, Tom Krause, Siegmund Nimsgern Bernd Weikl und Nicolai Gedda sangen die Hauptpartien. (orfeo)

    ↑DA CAPO