Aziza Sadikova

*

zum → Webauftritt der usbekischen Komponistin

Aziza Sadikovia stammt aus Usbekistan. Schon mit fünf durfte sie die Musikschule für Hochbegabte in Taschkent besuchen, man gewährte dem Mädchen ein Sonderstipendium. Wobei sie neben Klavier gleich auch die Grundlagen der Musiktheorie studieren durfte, um bald am Konservatorium Komposition zu studieren. Als Teenager kam Sadkiva nach England und schloß ihre Studien in Birmingham und London ab. Meisterkurse absolvierte sie unter anderem bei Gia Kanchelli, → Dmitri Smirnov und Frederik Rzewski.

Beim Festival für zeitgenössische Musik in Taschkent erklangen 1997 Sadikovas Reflections nach Hafis-Texten. Der Titel könnte rückwirkend als Programm für Sadikovas Ästhetik betrachtet werden: Immer wieder beziehen sich ihre Werke auf historische Vorbilder.

Sadikovas Musik bewegt sich geschickt auf dem weiten Parkett der musikalischen Postmoderne, nutzt avantgardistische Technniken und klangliche Erinnerungen an frühere Epochen, bindet Instrumentarium der Barockzeit in ihre Farbenpalette ein und sucht Verbindungslinien, wo bisher niemand welche vermutet hätte: Im Auftrag der staatlichen Peking-Oper realisierte sie eine experimentelle, stilistisch »interkontinentale« Version des Rings des Nibelungen, mit teils chinesischem Instrumentarium, die in Koproduktion Peking-Berlin-Hamburg 2019 von der Regisseurin Anna Peschke realisiert wurde.

Die internationale Karriere Sadikovas begann denn auch mit einem Werk, das direkt auf ein historisches Vorbild bezug nimmt:
Couperin Mask für Orgel
nahm 2011 die Musik eines französischen Barock-Meisters ins Visier, auf den Sadikova sich in der Folge noch mehrmals beziehen sollte.
Couperin recomposed
für Cembalo und Elektronik behandelt Clavecin-Musik Couperins frei assiziativ zitierend, bis zur völligen Unkenntlichkeit verfemdend, teils unter Einbindung elektronischer Arrangement-Möglichkeiten, die halluzinatorische Echowirkungen erzielen.
nachzuhören auf → youtube


Bezeichnend auch die Besetzung von
Deconstructive Emotions (nach A. Geiger)
Der Untertitel des 2013 in Berlin uraufgeführten Werks suggeriert bereits aparte Klangwelten: »for recorder quartet, typewriter, music boxes, paper«.

Im selben Jahr hatte Sadikovas Kinderoper Versprochen (nach Ruth Benraths Libretto) Premiere, instrumentiert für Kinderinstrumente und Streichquartett. 2014 folgte das musikalische Märchen Sterntaler (nach den Brüdern Grimm).

Mit Arno Geiger realisierte Sadikova 2015 dann die Kammeroper Alles über Sally nach dessen gleichnamigem Roman.

Seit Mitte der 10er-Jahre komponiert Sadikova für prominente Auftraggeber und Solisten. Uraufführungen spielten und dirigierten unter anderen Hilary Hahn, Julian Steckel, Yury Revich, Vladimir Jurowski oder Kent Nagano.

Uraufführung in Wien

Omer Meir Wellber sollte mit dem BBC-Orchester 2020 die Neufassung des Cembalokonzerts Marionettes herausbringen, das auf Marionette von 2015 basiert.
Die Corona-Pandemie verhinderte die Premiere. So kam Wien zu Uraufführungs-Ehren: Meier Wellber programmierte das Stück für sein Konzert mit den Wiener Symphonikern im Mai 2021 im Konzerthaus.

↑DA CAPO

→ SINKOTHEK