Andrea TARRODI


Die schwedische Komponistin Andrea Tarrodi zählt zu den profiliertesten Köpfen der postmodernen Musikszene Skandinaviens. Ihre Musik verbindet raffiniert Rückgriffe auf lyrische, nachromantische Klangbilder mit großen Tableaux der Klangflächen-Kompositionen von der Mitte des XX. Jahrhunderts.

Ein Musterbeispiel dafür ist die etwa zehnminütige Tondichtung Liguria, die nach dem Muster romantischer Tondichtungen das Naturerlebnis an der italienischen Nordwestküste nachzeichnet.

Das Werk beginnt mit gigantischen Klangwellen, die unzweifelhaft den Eindruck der Meeresbrandung bei Flut in Klängen malt. Im Mittelteil des Werks scheint die Sonne - ein zarter Holbläser-Dialog, von den Streicher aufgenommen, zaubert Sommerstimmung hervor, ehe die Brandung wieder mit aller Macht hereinbricht. Zuletzt aber herrscht in Liguria still-beschauliche Poesie.

Die Komponistin gab ihrem Werk eine illustrative »Urlaubskarte« mit auf den Weg:

Am Ligurischen Meer liegen fünf kleine Fischerdörfer an den steilen Klippen: Riomaggiore, Manarola, Corniglia, Vernazza und Monterosso. Die Dörfer verbinden Wege, die sich durch die Berge schlängeln. Im August 2011 besuchte ich diese Gegend. Als wir ankamen, wußte ich: Darüber wollte ich Musik schreiben. Das Ergebnis ist eine Art Spaziergang zwischen den kleinen Dörfern: Riomaggiore mit seinen hohen Wellen; Manarola mit seinem Glockenturm; Monterosso, wo Sonnenanbeter sich beeilten, sich in aller Frühe einen Platz am Strand zu sichern und ihre bunten Sonnenschirme öffnen, als wär's eine Szene aus einem Fellini-Film; Vernazza mit dem Wachturm und den Klippen; Corniglia schließlich, wo am Nachthimmel die Sterne funkelten.

↑DA CAPO

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