Heiner Goebbels

* 1952

Simon Rattle präsentierte bei den Osterfestspielen 2003 ein Orchesterwerk, das charakteristisch für die Kompositionsweise von Heiner Goebbels ist.

Heiner Goebbels hat, einem Auftrag der Berliner Philharmoniker folgend, musikalische Tagebuchaufzeichnungen geführt und zu einem 20minütigen Orchesterwerk gebündelt.

Im Großen Festspielhaus zu Salzburg wunderten sich die Besucher des Osterfestivals, wie harmlos und nett eine zeitgenössische Komposition dahinplätschern kann.

Goebbels ist ein versierter Bühnenkomponist, der artige tönende Stimmungsbilder entwirft. Sein Orchester-Tagebuch sammelt einige diese Piecen. Ein fallender Terzruf fungiert als Bindeglied, nett aus der Jazzwelt geholte rhythmische Akzente treiben die schnelleren Nummern voran, improvisatorische Passagen liefern ruhige Klanginseln.

Und immer wieder suggerieren altgewohnte Dreiklänge tonale Ruhe, Ausgeglichenheit. Grelle Dissonanzen kennt Goebbels Musik nicht: Wo schräge Akkorde eingestreut werden, fungieren sie als Farbtupfen, ergeben sich nicht aus kontrapunktischen Reibungen der Stimmen.

Im wesentlichen denkt dieser Komponist homophon, lässt nur vom Synthesizer verfremdete Alltagsgeräusche den von Bläsern, Schlagzeugern und Kontrabassisten musizierten Klängen untermischen. Simon Rattle sorgte als Animator dafür, dass seine Musiker mit Verve ans Werk gingen, was Goebbels zu großem Publikumszuspruch verhalf.

↑DA CAPO