Richard Strauss in Wien
Ton- und Video-Dokumente
Drei Städte waren schon zu Lebzeiten des Komponisten für die Pflege seiner Musik bedeutend:
* München war seine Geburtstadt,
* in Dresden wurden auf seinen Wunsch die meisten seiner Opern uraufgeführt,
* und Wien, wo er nach dem Ersten Weltkrieg Operndirektor war, liebte seine Musik von Anfang an.
Einige Sternstunden der Wiener Richard-Strauss-Pflege sind in Aufnahmen auf CD oder DVD greifbar, dominiert von Altmeister Karl Böhm, der ein enger Vertrauter und Uraufführungs-Dirigent des Komponisten war.
Ariadne auf Naxos Festvorstellung 1944
Maria Reining ist die Ehre widerfahren, anlässlich des 80. Geburtstags von Richard Strauss im Beisein des Meisters die Ariadne zu singen. Direktor Karl Böhm stand am Pult und die Wiener Oper zeigte, was sie den widrigen Umständen jener Zeit zum Trotz zu leisten vermochte. An der Seite des "Musiklehrers", Paul Schöffler, eine neue Traumstimme in der Rolle des "Komponisten": Irmgard Seefried. (DG, vergriffen)
Der Rosenkavalier Studioproduktion von 1954
Maria Reining ist auch die Marschallin in einer Studioproduktion des "Rosenkavalier" unter Erich Kleiber mit Sena Jurinac, Hilde Gueden und Ludwig Weber. Eine in ihrem Schwung und ihrer Detailgenauigkeit bis heute nicht übertroffene Darstellung der ungekürzten Partitur. (Decca) Die Frau ohne Schatten Live- und Studioproduktion, 1955
Ludwig Weber war anlässlich der Wiedereröffnung des Staatsoperngebäudes auch der Färber Barak an der Seite von Christel Goltz, Elisabeth Höngen, Hans Hopf und der "Frau ohne Schatten" Leonie Rysaneks (Orfeo). Für Decca ging das Ensemble ins Studio - da war Paul Schöffler der Barak. Karl Böhm dirigierte mit Hingabe. Er war noch einmal Direktor der Staatsoper geworden. Für die "Frau ohne Schatten" setzte er sich sein Leben lang in allen großen Häusern der Welt ein.
Intermezzo Staatsoper im Theater an der Wien, 1963 Die "Opera domestica" von Strauss hat es angesichts ihres narzisstischen Szenariums schwer. Bei den Festwochen gelang dem Staatsopernensemble jedoch unter Joseph Keilberth eine mustergültige Produktion. Zumindest der Soundtrack der damaligen TV-Übertragung mit Hanny Steffek und Hermann Prey ist (auf Orfeo) greifbar.
Capriccio Georges Pretres Haus-Debüt, 1962
Das nicht minder extravagante Spätwerk erlebte 20 Jahre nach seiner Münchner Uraufführung (1942 unter dem Text-Koautor Clemens Krauss) schon die zweite Wiener Einstudierung. Am Pult stand der junge Franzose Georges Pretre, der den lockeren "Konversationston" mit Witz und Charme traf. Zwei Jahre später wurde neu einstudiert und aufgezeichnet. Mit der famosen Lisa della Casa als Gräfin, idealen Partnern wie Christa Ludwig, Waldemar Kmentt und Walter Berry - und (apropos Leistungsfähigkeit des Ensembles) Fritz Wunderlich und Lucia Popp in den Miniaturpartien der italienischen Sänger.
Die Frau ohne Schatten Karajans Abschied von Wien, 1964
Wenige Wochen später verabschiedete sich Herbert von Karajan von seinem Publikum als Opernchef mit einer Neuinszenierung der "Frau ohne Schatten" - und stellte die Szenen im Mittelakt um, was angesichts der Spitzenleistung des Orchesters und der Sänger kaum zu Diskussionen führte. Die Premiere mit Leonie Rysanek in der Titelpartie kaum auf DG legal in den Handel, die zweite Vorstellung mit der einzigen Aufführung dieser Oper, die Gundula Janowitz je sang, ist als Raubkopie im Handel.
Elektra Birgit Nilssons Triumph, 1965
Karl Böhm übernahm die Strauss-Agenden wieder im Jahr darauf - und betreute Wieland Wagners neue "Elektra"-Inszenierung mit der stimmgewaltigsten aller Titelheldinnen, Birgit Nilsson, inmitten eines Traum-Teams mit Regina Resnik, der Rysanek und Eberhard Waechter. (Orfeo)
Der Rosenkavalier
Leonard Bernsteins Wagnis, 1968/1971
Publikumsliebling Leonard Bernstein wagte sich nach Verdi und Beethoven ans wienerische "Allerheiligste" - und gewann bei langsamen Tempi mit dem ehemaligen Rosenkavalier, Christa Ludwig, als Marschallin. (Sony)
Salome Leonie Rysanek unter Böhm, 1972
Wie Otto Schenks "Rosenkavalier"-Inszenierung ist auch Boleslav Barlogs "Salome" noch im Spielplan. Die furiose Premiere mit der Rysanek und Eberhard Waechter dirigierte Böhm. (DG)
Ariadne auf Naxos Edita Gruberovas Durchbruch, 1976 Die denkwürdige Premiere der vorletzten Staatsopernproduktion der "Ariadne" (Orfeo) brachte nebst Glanzleistungen von Gundula Janowitz, James King, Walter Berry und Agnes Baltsa den Durchbruch einer Koloratur-Sensation: Edita Gruberovas Zerbinetta war ein Welt-Ereignis. Die wenig später erstellte Filmversion der Produktion rückt nicht zuletzt den hinreißend komödiantischen Haushofmeister von Erich Kunz ins rechte Licht und bringt mit Trudeliese Schmidt und Rene Kollo neue Namen ins Spiel (DG).
Die Frau ohne Schatten Böhms letzter Strauss-Triumph, 1977 In der selben Saison nahm man unter Böhms Leitung Karajans "Frau ohne Schatten"-Produktion wieder auf, arrangierte den Mittelakt wieder so, wie er in der Partitur steht und holt die denkbar beste Besetzung auf die Bühne: Rysanek, King, Nilsson, Berry. (DG)
Josephs Legende Judith Jamison tanzt Neumeier, 1977 Eine Sensation war zur selben Zeit auch die Neudeutung der Ballettmusik zu "Josephs Legende" durch John Neumeier mit der unvergleichlichen Judith Jamison als Potiphar und Kevin Haigen als Joseph. (DG)
Der Rosenkavalier Carlos Kleibers Kurz-Gastspiel, 1994
Keine Werbung braucht nach wie vor das wohl meistverkaufte "Rosenkavalier"-Video aller Zeiten. Carlos Kleiber kam 1994 für drei Vorstellungen an die Staatsoper, um ein Japan-Gastspiel vorzubereiten. Kommentar überflüssig. (DG)