Dmitri Kabalweskij

1904 - 1987

Dmitry Borisovich Kabalevsky kam am 30. Dezember 1904 in St. Petersburg zur Welt. Seine musikalische Ausbildung erhielt er am Moskauer Konservatorium bei Nikolai Mjaskowskij und Alexander Goldenweiser schon in den ersten Jahren der Sowjet-Herrschaft. Sein Studien (Komposition und Klavier) schloß er1930 ab. Wenig später war er selbst Lehrer, bald hoch geschätzter Professor im Konservatorium. Als solcher erwarb er sich unstrittig Verdienste um die russische Musikpädagogik jener Ära.

Von den Fesselen der ideologisierten kommunistischen Kulturpolitik konnte er sich, wiewohl Funktionär diverser Partei-Verbände, künstlerisch raffiniert so weit freispielen, daß es ihm gelang, einen durchaus eigenen Stil zu finden. Nach Versuchen, sich in die Reihe der politischen Kultur-Proponenten des Sowjetlebens einzureihen - die Erste Symphonie in cis-Moll (op. 18) feiert 1932 wie die fünf Jahre zuvor entstandene Zweite von Schostakowitsch unverblümt die bolschewistische Revolution - wurden die formal beherrschte, ohne Programm als »absolute« Musik gedachte Zweite Symphonie in c-Moll (1934) und die Oper Colas Breugnon (1938) höchst erfolgreich.

In Zeiten des politischen Schulterschlusses zwischen Stalin und den USA drang der Ruhm Kabalewskijs dank dieser beiden Partituren sogar über den Ozean. Für die Zweite engagierten sich im Westen Arturo Toscanini und Maloclm Sargent. Die Ouvertüre zur Oper wurde gern als effektvoller Auftakt zu Konzertprogrammen genutzt und diente Dirigenten wie Fritz Reiner als Demonstrationsobjekt perfekter Orchesterkultur.

In der Sowjetunion wurde die Suite Komödianten (1940) so populär, daß Kabalewskij nicht unter die Restriktionsmaßnahmen des berüchtigten Schdanow-Dekrets von 1948 fiel. Zur Sicherung seiner eigenen Stellung glaubte der Komponist aber, jüngere Kollegen, die in den Fünfziger- und Sechzigerjahre avantgardistischere Experimente wagten, öffentlich kritisieren zu müssen.

Doch obwohl er unbehelligt von der Zensur arbeiten durfte, gelang es ihm nicht mehr, an seine Jugend-Erfolge anzuknüpfen. Späteren Opern konnten sich auf den Bühnen so wenig duchsetzen wie die wenigen großen Orchesterwerke - namentlich die Pathetische Ouvertüre (1960) in den Konzertsälen. Lediglich einige Pianisten nahmen sich der Klavierwerke an.

Entscheidend für den Erhalt seines Images war das Engagement virtuoser Cellisten für Kabalewskijs Cellosonate (1962 von Mstislav Rostropowitsch und dem Komponisten uraufgeführt) und das Daniel Schafran gewidmete, in einem pausenlosen Bogen gearbeitete Zweite Cellokonzert in G-Dur op. 77 (1964), zwei vergleichsweise verinnerlichte Versuche in grüblerischem musikalischem Subjektivismus.



↑DA CAPO

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