Violinkonzert Nr. 1, D-Dur
Sergej Prokofieff (1917)
Der Wolf im Pelz des Lyrikers
Prokofieffs erstes Konzert, 1917 komponiert, kam auf Grund der Revolutionswirren und der Emigration des Komponisten erst im Oktober 1923 zur Uraufführung. Schausplatz war die Opéra de Paris, Marcel Darrieux spielte den Solopart, Serge Koussevitsky dirigierte. Kritik und Publikum reagierten nicht eben freundlich, eher herablassend auf die Novität. Doch einer saß im Auditorium und spitzte die Ohren: Der Geiger Joseph Szigeti erkannte das Potenzial dieses ungewöhnlichen Stücks und studierte es für eine Wiedergabe im Juni 1924 anläßlich des Festival der Internationalen Gesellschaft für zeitgenössische Musik in Prag ein. Fritz Reiner stand am Dirigentenpult - damit war eine ideale Interpreten-Kombination gefunden. Mittlerweile waren auch andere große Geiger aufmerksam geworden: Nathan Milstein spielte die kammermusikalische Version des Werks mit Vladimir Horowitz in Moskau. Und David Oistrakh machte sich bald zum Anwalt der Komposition und spielte es, wo er konnte. Doch Szigeti gewann den Wettlauf um die erste Schallplatteneinspielung. Sie wurde zum Meilenstein der Aufnahmegeschichte.